GOA-Texte:Das Licht von Camelot

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Eines Abends, bei Kerzenlicht...

"Ich weiß nicht, ob ich es wirklich tun sollte, mein lieber Guiseppe. Klar, einer der erfreulicheren Aspekte wäre, dass der alte Narr Hebus völlig ausrasten würde... aber... ist das Spiel die Kerze wert ?"

  • Godric Eichenspross und Guiseppe Lombardi, bei einem Gespräch über einer Tasse Tee.

Ich grüße Euch und heiße Euch willkommen, werter Leser. Ich kann mir richtig vorstellen, wie Ihr bequem in einem verschlissenen Ohrensessel sitzt, wahrscheinlich am einem flackernden Kaminfeuer. Der Geruch nach altem Leder liegt in der Luft, vermischt mit den Düften der Eichenkräuter in Eurer Pfeife. Ihr schaut melancholisch in die Tiefen Eures Sherryglases.

Verzeiht mir diese Präambel, werter Leser, aber diese langen Winterabende machen mich immer ein wenig nostalgisch.

Die Schmerzen in meinen kurzen Beinen wecken mich aus meinen Träumen und Erinnerungen, und ich seufze traurig bei dem Gedanken an all die Dinge, die meine alten Augen einst erblickten.

Ich muss Euch warnen, denn vor allem anderen schreibe ich dieses Dokument für mich selbst, auch wenn ich den Gedanken schön finde, dass es eines Tages auch jemand anderer lesen könnte. Ich werde Euch daher als Ebenbürtigen anreden, denn ich sehe Euch als kultivierte und leidenschaftliche Person vor meinem geistigen Auge, und vielleicht auch als Fremder in dieser Kultur, so, wie ich es einst auch war.

Doch ich rede und rede und komme doch nicht zu unserem wichtigsten Thema, unserer Reise im Lichte von Camelot - oder sollte ich sagen, den Lichtern von Camelot, denn schließlich möchte ich Euch das Licht von Camelot und die Kirche von Albion vorstellen, die Zwillingsschwestern, die unser Land erhellen.

Daher werde ich Euch jetzt auch nicht länger auf die Folter spannen und lade Euch ein, diese erste vergilbte Seite umzublättern und Euch in die Meditationen eines alten, müden Abenteurers zu vertiefen.

Godric Eichenspross

Die Riten der Kirche

Die Taufe

"Willkommen in unserer Mitte, meine Tochter. Dein Name soll ab heute Isabell lauten ! - Bitte was, Pater ? Ich dachte, wir hätten uns auf den Namen Denise geeinigt ?"

  • Eine Taufe, meisterlich durchgeführt von dem völlig tauben Priester Duncan.

Dies ist ein recht einfaches Ritual, das eigentlich nur die Geburt eines Kindes feiern soll. Das Neugeborene wird von seinen Eltern zur Kirche gebracht und dann einem Kleriker oder Priester anvertraut, der dem Kind dann seinen offiziellen Namen verleiht und es mit Weihwasser besprenkelt. Natürlich sind es eigentlich die Eltern, die sich den Namen ausdenken, außer in einigen abgelegenen, um nicht zu sagen hinterwäldlerischen Dörfern, wo die Priester alle Gewalt über ihre Gemeinde haben.

Der Taufe folgt oft eine fröhliche Feier, deren Umfang natürlich vom Reichtum der betreffenden Familie abhängt. Ich erinnere mich gerne an diese Feierlichkeiten, auch wenn ich nur selten eingeladen war.

Die Taufe ist auch eine gute Gelegenheit für die Priester, das Geburtenregister der Gemeinde immer auf dem neuesten Stand zu halten, so dass König und Kirche stets über das Wachstum der Bevölkerung auf dem Laufenden sind..

Die Beichte

"Vergebt mir, Vater, denn ich habe diese Woche gesündigt... Kein Problem, mein Sohn. Übrigens müsste das Kirchdach dringend mal repariert werden…"

  • Eine kleine, ganz alltägliche Beichte in einem kleinen, ganz alltäglichen Dorf.

Dies ist theoretisch das Ritual, das im täglichen Leben eigentlich am häufigsten durchgeführt werden müsste, doch es ist recht selten. Es besteht darin, die Sünden, die man begangen hat, einem Beichtvater mitzuteilen. Daraufhin erhält man eine Buße auferlegt, eine schönfärberische Umschreibung für Bestrafung, im Austausch gegen die Schuld, die man auf sich geladen hat. Anschließend kann man frei wie ein Vogel nach Hause gehen, meist aber auch ohne eine einzige Münze in der Tasche. Ziemlich unglaublich, was ?

Offensichtlich haben die Leute aber überall das gleiche Problem damit wie ich, dieses Konzept zu verstehen und umzusetzen. Beim ersten und einzigen Versuch meinerseits habe ich mich mit dem Beichtvater über den Begriff der Sünde an sich gestritten, und wir waren am Ende beide recht verärgert.

Im Interesse Eurer geistigen Gesundheit wahrlich kein Ritual, das ich empfehlen würde.

Die Ehe

"Die Heirat ist ein einzigartiger, wertvoller Moment im Leben zweier Wesen. Ein traumhafter Moment, irdisches Vorspiel zu den vergessenen Freuden des verlorenen Paradieses."

  • Pater Thomas bei seiner ersten Trauung.

Dies ist wahrscheinlich einer der Gründe für die macht der Kirche. Schließlich ist es sehr schwer, den schlimmsten Augenblick in seinem Leben zu vergessen. Ja, ich weiß, ich habe mit schon viel Schimpfe eingefangen wegen meiner Meinung zu diesem Irrweg, aber was soll's... alte Leute haben eben altmodische Ansichten.

Hochzeiten werden normalerweise von Priestern oder Klerikern durchgeführt, bei Adeligen auch von Bischöfen oder gar Erzbischöfen. Die Familien der Opfer machen gewöhnlich einen Riesenaufstand und verschleudern ganze Vermögen.

Ich werde hier nicht alle genauen Details aufschreiben. Es mag reichen, wenn ich erwähne, dass darin merkwürdige Ideen vorkommen wie Treue oder Liebe, und dass man Gelöbnisse und Ringe austauscht.

Aber ich schwöre, dass ich mich nicht noch einmal rumkriegen lasse !

Zum Glück bieten die anschließenden Festlichkeiten genug Gelegenheit, den traurigen Moment in Gallonen guten Bieres zu ertränken. Ich muss gestehen, dass ich meist erst zu diesem Zeitpunkt erscheine.

Diese wundervolle Erfindung, die ich in einem fernen Land kennenlernte, etwas namens "Scheidung", ist hier unglücklicherweise völlig unbekannt.

Der Tod

"Wir sterben alle eines Tages. Das ist eine traurige Gewissheit, und man sollte sich darauf vorbereiten, Gevatter Tod eines Tages tapfer ins Auge zu sehen. Aber im Moment vergessen wir den ganzen Mist mal und lassen diese Trolle da drüben lieber etwas von unserem Stahl kosten ! !"

  • Der Herzog von Albion in einer aufpeitschenden Rede an seine Männer vor einer Schlacht.

Nun, dieses Thema geht uns alle an, und besonders mich, fürchte ich, denn ich habe schon viele Winter kommen und gehen sehen. Der Tod ist nie ein freudiges Ereignis, wer auch immer der Dahingeschiedene ist und unter welchen Umständen auch immer der Tod eintritt.

Denk daran beim nächsten Troll aus Midgard, den Ihr tötet, beim nächsten Elf aus Hibernia oder der nächsten armen Seele, die aus Hungersnot als Bandit in den Hügeln von Camelot ihr Unwesen treibt.

Denkt an seine Familie, seine Freunde, seine Existenz, die Ihr so abrupt beendet habt.

Aber um auf unser Thema zurückzukommen, die Toten werden in Albion im Rahmen einer Trauerfeier bestattet, die üblicherweise von einem Kleriker oder Priester abgehalten wird. Manchmal werden die Besitztümer des Dahingeschiedenen mit ihm begraben. In manchen Gegenden legt die Familie des Toten ihm noch Glücksbringer und Amulette mit ins Grab, um ihn auf seinem Weg ins Jenseits zu beschützen. Das sind allerdings keine offiziellen Kirchenrituale, auch wenn die Priester bei dieser Art heidnischen Aberglaubens oft beide Augen zudrücken.

Was die Zeremonien im Namen des Lichtes angeht, sie enden mit einem Leichenschmaus, bei dem es allerdings als schlechtes Benehmen angesehen wird, sich sinnlos zu betrinken.

Aber genug von diesem delikaten Thema. Wenden wir uns nun den Männern und Frauen zu, die sich dem Dienst des Lichtes verschworen haben.

Die Mitglieder der Kirche

Ich will mit dem beginnen, das mir offensichtlich erscheint, auch wenn ich auf meinen Reisen viele seltsame Kulturen kennen gelernt habe, bei denen dies nicht der Fall war - das Licht und die Kirche behandeln Männer und Frauen vollkommen gleich. Jede Position kann sowohl von einem Mann als auch von einer Frau eingenommen werden.

Die Kleriker

"Bewegt Euch nicht, mein Sohn, Ihr blutet stark. Habt keine Angst, denn ich bin bei Euch. Doch lasst mich zunächst diesen Troll dort drüben fertig machen, dann komme ich zu Euch zurück und bete für Eure Genesung."

  • Deneril, fürsorglicher Kleriker, auf dem Schlachtfeld

Kleriker spielen innerhalb der Gemeinschaft eine wichtige Rolle - wie Priester amtieren sie bei Taufen, Hochzeiten und Begräbnissen.

Ich muss zugestehen, dass die meisten von ihnen ihre Aufgabe sehr gewissenhaft ausüben.

Oh, sie gehen aber auch noch anderen Beschäftigungen nach - manchmal kann man sie beobachten, wie sie fröhlich und gelassen jene Ungläubigen zur Strecke bringen, die den Segnungen der göttlichen Welt gegenüber immun sind. Mit gerechtem Zorn vernichten sie die feindlichen Truppen, sehr zur Freude der Verteidiger Albions.

Kurz und gut, es sind angesehene Leute, mit denen Ihr Euch gut stellen solltet - um Eures Seelenfriedens und Eurer körperlichen Gesundheit willen !

Die Mönche

"Unterschätzt niemals diese Männer in ihren Kutten, die stets nur mit einfachen Stäben bewaffnet sind. Wenn sie erst mal zu singen beginnen, wird selbst ein Firbolg zögern, sie anzugreifen."

  • Lady Hawke, im Gespräch mit ihren Rekruten über die Effizienz einer Mönchskompanie.

Diese Mönche, ausnahmslos Bretonen, gehören streng genommen gar nicht zur Kirche. Sie stehen mehr oder weniger in Diensten der Verteidiger, was zuweilen für Konflikte zwischen den Soldaten selbst oder zwischen unserem heißblütigen Herzog und unserem weisen Erzbischof sorgt.

Es muss gut und gerne 40 Jahre her sein, als König Kystennin sich entschloss, sie mit den Verteidigern zusammenzuschließen. Im Laufe der Zeit hat sich die Loyalität dieser Frauen und Männer zur Kirche geändert. Es ist daher nicht immer einfach zu erkennen, welche Absichten ein Mönch gerade verfolgt.

Vom Gang ins Kloster oder zum Konvent vielleicht einmal abgesehen.

Aber ich will dieses Thema heute nicht weiter vertiefen. In jedem Falle gehören sie zu einem etwas seltsamen Zweig der Kirche und es fällt manchmal schwer, sie als Ihre Mitglieder zu erkennen.

Die Paladine

"Keredwyn, schnappt Euch ein Dutzend Männer und marschiert zu dem kleinen Dorf dort unten. Bekehrt die Einwohner im Namen des Lichts und verteidigt den Ort gegen jeden weiteren Widerstand. Ich weiß, dass ich mich auf Eure Ehre und Eure Tapferkeit verlassen kann. Ihr werdet schon die richtigen Entscheidungen treffen. Geht nun !"

  • Paladin Siegfried erteilt seine Befehle.

Die Paladine sind der bewaffnete Flügel der Kirche, ein Orden, der getrennt von der eigentlichen Institution existiert. Man muss sie nur einmal in ihren glänzenden Rüstungen gesehen haben, um ihre Macht zu begreifen.

In der Schlacht sind sie noch furchterregender. Unablässig singen sie ihren Hymnen und ich hatte mehrmals Gelegenheit, ihre Wirkung auf ihre Gefährten zu beobachten. Kein General würde jemals die Bedeutung einer Paladinkompanie auf die Kampfkraft und den Mut seiner Truppen unterschätzen.

Ich muss allerdings zugeben, dass mir hin und wieder ... na ja, sagen wir mal, interessante Geschichten über die Tugendhaftigkeit mancher Paladine zu Ohren gekommen sind. Aber nie ist mir einer begegnet, der nicht ein Musterbeispiel für Mut und Tapferkeit gewesen wäre. Diese Leute kämpfen selbst unter aussichtslosen Bedingungen noch für die gerechte Sache. Allerdings sind sie auch verantwortlich für so manche ungerechtfertigte Grausamkeit, die im Namen des Lichts begangen wurde.

Sie stehen unter der Leitung von Lady Evielle, einer Zauberin, die sich als einfache Frau verkleidet. Ich fürchte, sie mag mich nicht besonders und würde mich liebend gern irgendwo schmoren sehen. Aber ich muss zugestehen, dass ich für sie das Gleiche empfinde. Nun gut, wir werden ja sehen, wer zuletzt lacht oder wer als erster den letzten Seufzer tut.

Wenigstens bin ich nicht der einzige, den sie mit ihrem Hass verfolgt. So kann sie diese armen Avalonier auf den Tod nicht ausstehen, von den Sarazenen mal ganz zu schweigen …

Eheschließungen zwischen Angehörigen der Kirche

"My Lord, ich habe hier einen Bericht über das sündhafte Treiben des Paladins Siegfried. Er wurde bei anstößigen Handlungen beobachtet, gemeinsam mit einer jungen Frau, die ... wie soll ich mich ausdrücken ... äußerst spärlich bekleidet war. Schon wieder ? Das ist das dritte Mal in dieser Woche ! Sie sollten zumindest so viel Anstand besitzen, es nicht in aller Öffentlichkeit geschehen zu lassen ! Nun gut, haben wir irgendeinen gefährlichen Auftrag, den wir ihm verpassen können ?

  • Erzbischof Anton Martianus und sein Diakon beim Studium der Wochenberichte.

Ich habe nie verstehen können, wie eine Institution, die, wenn ich die heiligen Texte, die in der Kathedrale sorgsam gehütet werden, noch richtig in Erinnerung habe, sich dem Leben verschrieben hat, ihren Mitglieder die Freuden des Fleisches verbieten kann. Ja, so unglaublich das auch klingt, aber alle Mitglieder der Kirche, gleich ob Mönche, Prälaten, Kleriker, Bischöfe, Paladine oder andere, sie haben alle Abstinenz geschworen. Nebenbei bemerkt ist dieser Umstand zweifellos ein Hauptgrund für die Unruhe innerhalb der Kirche ! Etwas derart Unglaubliches habe ich wirklich noch nie gehört !

Nun, es wird Euch nicht überraschen zu hören, dass kleinere Verfehlungen in dieser Hinsicht weiter verbreitet sind, als die meisten Leute glauben. Ich habe sogar schon gehört, dass manche ihre Liebe für genauso rein und heilig erachten wie ihren Glauben - es gibt nicht wenige, die mit Hilfe eines befreundeten Priesters oder gar eines heidnischen Druiden geheiratet haben !

Credo, Magie, Hierarchie und Politik

Das Credo…

"Vater, sagt mir bitte, was das Böse ist. Warum existiert es ? Warum ist es schlecht, etwas Böses zu tun ? Nun, meine Tochter, es ist doch so ... am Anfang war das Licht und dann ..."

  • Vater Duncan beim Versuch, der kleinen Tryss grundlegende Begriffe zu erklären.

Das Credo des Lichts ist eine ziemlich komplexe Materie, besonders für einen Neophyten. Ich werde mich daher bei diesem Thema kurz fassen. Schließlich bin ich alles andere als ein Fachmann auf diesem Gebiet !

Vereinfacht ausgedrückt folgt ein Anhänger des Lichts dem Pfad der Tugend und ist frei von Sünden. Es muss das Böse in all seinen Formen bekämpfen und danach trachten, sich nach dem Tod dem Licht und seiner Gemeinde an einem mythischen Ort, dem sogenannten Himmel, wiederanzuschließen. Und die bösen Jungs schmoren zur Strafe bis in alle Ewigkeit in der Hölle.

Ich weiß, ich weiß ... das ist ein bisschen verkürzt, aber ich habe Euch ja gesagt, dass ich nicht mit allen Feinheiten dieser Religion vertraut bin. Geht von mir aus zu einem irgendeinem Priester - die warten nur darauf, Euch den ganzen Tag mit theologischen Reden zu bombardieren.

…Magie…

"Vater Duncan, ich verstehe das nicht - wenn Merlin der Sohn des Teufels war, wie konnte er Wunder bewirken, die weit größer waren als das Wunder des Lichts ? Nun, meine Tochter, es ist doch so ... am Anfang war das Licht und dann ..."

  • Vater Duncan beim Versuch, der kleinen Tryss grundlegende Begriffe zu erklären.

Ich glaube, dass Merlins Existenz und die zahllosen Heldentaten, die ihm zugeschrieben werden, der Kirche großes Kopfzerbrechen bereiten. Stellt Euch nur einmal einen Mann vor, angeblich ein Sohn des Teufels persönlich, der größere Wunder vollbringen kann als alle anderen Diener des Lichts zusammen !

Und wusstet Ihr, das übelmeinende Personen behaupten, Artus' und Merlins Tod sei ja wohl eine seltsame Geschichte ... aber genug jetzt davon, dieses Thema birgt zu viele Fallstricke …

Magie ! Was für ein geheimnisvoller Begriff, Synonym für alte heidnische Kulte, besetzt mit uralten Ängsten. Ein Fuchs, der die Gänse der Kirche hüten soll. Die offizielle Haltung der Kirche zur Magie amüsiert mich immer wieder.

Wenn ich das alles richtig begriffen habe, unterscheidet die Kirche mehrere Formen der Magie, mehr oder weniger gut die einen, zutiefst bösartig die anderen. Der Unterschied zwischen diesen Formen wollte mir nie recht einleuchten, angeblich sind es die Absichten des Anwenders, die den Unterschied machen.

Ich glaube, was sie uns auf ihre umständliche Art und Weise mitteilen wollen, ist, dass ein Theurgist, der seine Gegner in Schlacke verwandelt, gute Magie einsetzt, während ein Eldritch in der gleichen Situation mit den Mächten des Bösen spielt. Nun, wenn ein Eldritch als böse angesehen wird, dann vielleicht nur deshalb, weil er ein Elf ist, und in diesem einen Punkt stimme ich mal völlig mit der guten alten Kirche überein !

…Hierarchie…

"Mal sehen, wer ist denn für die Zeremonie vorgesehen ... Der Erzbischof würde das nie und nimmer selbst in die Hand nehmen, das widerspräche einfach seiner Position. Andererseits ... Bischof Alexander ist krank. Und ich kann keinen einfachen Kleriker dorthin schicken … Oh je, möge das Licht mir helfen !"

  • Die harte Aufgabe, eine Adelshochzeit zu organisieren

In gewisser Hinsicht kann man die Kirche mit einer Armee vergleichen. Nehmen wir einfach die Feldwebel und einfachen Soldaten und ersetzen sie durch Kleriker und Paladine, und schon sind wir da ! Die Hierarchie ist derart verworren, dass ich sie unmöglich bis ins letzte Detail erklären kann. Es muss genügen, wenn ich feststelle, dass die Hierarchie die Beziehungen zwischen den Angehörigen regelt.

Ehre, wem Ehre gebührt - die wichtigste Person in ganz Albion ist sicherlich der Erzbischof von Camelot. Das Verhalten, dass er an den Tag legt, scheint nebenbei bemerkt seinen Rang zu bestätigen, auch wenn ich ihm diese herablassende Haltung nachsehen kann, wenn ich bedenke, wie vielen Fallstricken er damit bei seinem langsamen Aufstieg zur Macht aus dem Wege gegangen sein muss.

Ihm folgen in der Regel zwei Bischöfe - der eine leitet die Gemeinde von Camelot, der andere ist so etwas wie ein Wanderbischof, was nicht anderes heißt, als dass er ständig zwischen den Schlössern und Kirchen hin und her pendelt. Letzterem bin ich allerdings nie begegnet - es kann also durchaus sein, dass er sich längst einem Kloster angeschlossen hat. Oder darf das ein Bischof gar nicht ? Diese technischen Fragen bringen mich immer ganz durcheinander …

Offenkundig hat es Avalon dem Licht nie gestattet, seine Einwohner zu bekehren, also kennt man dort auch keine Bischöfe. Aber das scheint ein kniffliges Thema zu sein - vielleicht sollte ich ja mal mit Lady Evielle sprechen, um es in seiner ganzen Tiefe zu begreifen …

Wo wir gerade von Bischöfen reden - es gibt da eine Art Bischofskongregation, deren genaue Funktion ich nie verstanden habe. Auch ihr Einflussbereich ist mir stets ein Rätsel geblieben. Ich weiß nur, dass sie aus zwölf Bischöfen und natürlich den beiden obersten Bischöfen besteht. Paradoxerweise ist ausgerechnet den Erzbischöfen die Teilnahme untersagt, obwohl sie doch die Ranghöheren sind. In jedem Falle ist diese Kongregation noch nie zusammengetreten, jedenfalls nicht, seitdem ich hier bin. Für meine Begriffe ist sie dem Untergang geweiht.

Die Paladine wiederum, die ich ja bereits erwähnte, haben ihre eigene Rangordnung, die mit der traditionellen kirchlichen Hierarchie nicht viel gemeinsam hat. Ich nehme mal an, dass Lady Evielle eine dem Bischof vergleichbare Position einnimmt, zumindest, was den Einfluss angeht ... auch wenn ich bezweifle, dass sie sich dessen bewusst ist …

Unterhalb der prominenten Figuren wird die Lage unübersichtlich und kompliziert. Das ist der Nährboden für zahllose interne Konkurrenzkämpfe und Meinungsverschiedenheiten, Dinge, aus denen ich mich stets herausgehalten habe.

…und Politik.

"Mein junger Freund, Ihr versteht immer noch nicht, warum ich sie exkommuniziert habe, oder ? Nun, ihren Hass werde ich ohne Zweifel problemlos überleben. Aber was ich getan habe, schützt sie viel wirkungsvoller vor ihren Feinden, als es irgendeine Form der Unterstützung von meiner Seite vermocht hätte."

  • Erzbischof Antonius und Bischof Alexander bei einem kleine, privaten Gespräch.

Ich muss gestehen, dass mich Komplotte und Intrigen nie sehr interessiert haben. Ehrliche, Freundschaft ohne wirkliches Interesse ist in meinen Augen viel wertvoller als hinterhältige Attacken, Rivalitäten oder perfide Machtkämpfe, bei denen es nur darum geht, sich... verzeiht, mein Freund, ich habe die Beherrschung verloren, aber Ihr versteht, was ich sagen will.

Doch im Namen der gleichen Freundschaft, die ich so sehr befürworte, musste ich in den übelriechenden Ozean der höfischen Intrigen eintauchen. Meine Freundschaft zu König Kystennin ist für niemanden mehr ein Geheimnis, und für ihn, um seine Position und Autorität zu festigen, habe ich meine Nase in Sachen gesteckt, die mich nichts angingen.

Und beim Heiligen Licht, ich habe eine verdammt lange Nase ! Die jungen Damen bei Hofe reißen sogar ihre Witze darüber. na ja, ich schätze, es gibt Schlimmeres.

Der Erzbischof von Albion ist das bedeutendste Mitglied der Kirche. Er kann fast unabhängig von allen anderen Mitgliedern Entscheidungen treffen. Er gehört dem Königlichen Rat an und zögert nicht, die Macht, die ihm seine Position verleiht, auch einzusetzen.

Der derzeitige Erzbischof heißt Anton Martianus. Er ist seit drei Jahren in Amt und Würden, seit dem tragischen Tod seines Vorgängers. Ich bin mir ziemlich sicher, dass Evielle, diese alte Krähe, ihn die Treppe runtergeschubst hat, aber hütet Euch, das in ihrer Gegenwart auch nur anzudeuten, denn das würde sie Euch sehr übel nehmen.

Es war jedenfalls ein schwerer Verlust, ich erinnere mich gerne an unsere Beziehung, wir hatten einige sehr interessante Unterhaltungen. Bei all seinen Taten zeigte er Toleranz und Intelligenz. Ich vermute mal, er hat nun im Himmel seinen Frieden gefunden.

Damit will ich nur sagen, dass ich diesen Anton erst drei Jahre kenne und noch keine Zeit gefunden habe, wirklich mit ihm zu reden, vom Kennenlernen oder Mögen ganz zu schweigen. Zumindest scheint er ziemlich helle zu sein.

Lady Evielle sitzt auch im Königlichen Rat, allerdings nur, wenn sie es wirklich für nötig hält, oder anders ausgedrückt, sehr selten, da sie es immer mehr ablehnt, Befehle entgegenzunehmen. Eigentlich ist vom Rang her der Erzbischof ihr direkter Vorgesetzter. Aber ich kenne niemanden, der ernsthaft behaupten wollte, ihr irgendwas befehlen zu können. Eine weitere bemerkenswerte Person ist Bischof Alexander, der direkte Berater von Anton. Diesen Posten hatte er übrigens auch schon zu Zeiten des verstorbenen Antonius inne. Eigentlich waren wir sogar alle davon ausgegangen, dass er nach dem traurigen Zwischenfall zum neuen Erzbischof gewählt werden würde. Er selber hatte auch damit gerechnet.

In letzter Zeit wirkt er etwas angespannt. Es ist auf Dauer nicht gut für die Nerven, wenn man immer seinen Ehrgeiz unter Kontrolle halten muss, und ich fürchte, er wird ein Magengeschwür davon bekommen. Armer Kerl, in seinem Alter...

Zum guten Schluss eine Bemerkung : Ich werde Euch nichts über den Geheimbund der Inquisition erzählen, da es sich dabei nur um ein beunruhigendes und haltloses Gerücht handelt. Zumindest hoffe ich das...

Ich werde diesen Text vernichten…

Ich werde hier nun meine Niederschrift beenden... der Alkohol hat dafür gesorgt, dass ich ohnehin schon mehr geschrieben habe, als ich eigentlich wollte. Ich fange sogar schon an, zu bedauern, dass überhaupt zur Schreibfeder gegriffen habe.

Ach was, ich werde diese Schriftrolle einfach morgen verbrennen, dann nimmt niemand Schaden dadurch. Lebt also wohl, mein imaginärer Freund, lasst mich die Kerze ausblasen und Euch wieder in den Tiefen meines Verstandes einkerkern. Lebt wohl und alles Gute...

Godric Eichenspross