GOA-Texte:Eine Lagerfeuererzählung

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Es ist Nacht geworden auf Hibernia und wie so oft sitzt eine kleine Gruppe der "Bewahrer Hibernia's" unter dem sternenklaren Himmel um ein prasselndes Feuer in Connacht herum. Obwohl sie sich leise unterhalten kann man ihre Stimmen bis weit in die dunkle Nacht hören. Ein paar Feendiebe schleichen in der Nähe des Waldes um die Gruppe herum, wagen sich jedoch nicht näher heran, da sie schon oft mit den scharfen Klingen der Krieger dort Bekanntschaft machen mussten.

Eine schmale Gestalt nähert sich dem Lagerfeuer und ein paar Krieger legen bereits aus Gewohnheit ihre Hände auf die Schwertschäfte. Irgendwas scheint falsch zu sein an der Art wie sie sich bewegt, sie scheint ein wenig zu humpeln. Oder ist das womöglich nur eine List ? Die Gestalt kommt näher, hebt ihre Hände um zu zeigen, dass sie keine feindlichen Absichten hegt und beginnt zu sprechen.

"Ich grüsse Euch, mein Name ist Arell und ich bin eine wandernde Druidin. Kann ich mich an Eurem Lagerfeuer etwas wärmen, denn wahrlich sind die Nächte in Hibernia noch dunkler geworden in letzter Zeit."

Zustimmend rücken die Leute beiseite um etwas Platz für die Frau zu machen. Arell lässt sich neben dem Feuer erschöpft in das Gras fallen und man kann deutlich eine Bandagierung an ihrem Oberschenkel erkommen. Einer der Bewahrer deutet darauf und schaut die Frau fragend an.

"Was ? Achso, das... Ist eine lange Geschichte wie es dazu gekommen ist, wenn Ihr wollt dann erzähle ich sie Euch. Die Nacht vergeht schneller, wie Ihr wisst, wenn man etwas hat, worüber man reden kann."

Langsam schaut sie in die Runde erwartungsvoller Gesichter, die ihr entgegenblicken, wendet ihren Blick dann wieder dem Feuer zu und überlegt wie sie am besten anfängt.

"Ich komme eigentlich aus dem Dorf Ardee und in letzter Zeit erzählt man sich manchmal so allerlei Seltsames was in den Wäldern vorgeht. Nun, eigentlich machen sie das ja immer, aber diesmal scheint etwas an den Geschichten dran zu sein. Ich habe mich ein wenig im Dorf umgehört und die meisten meinten, dass sich gefallene Streitkräfte zu neuem, schauerlichem Leben erheben und sich allerhand Böses herumtreibt. Normalerweise würde man über solche Geschichten nur lachen, doch es kamen immer weniger Leute zurück die sich vorgenommen haben sich das anzusehen. Als Druidin ist es meine heilige Pflicht alles Leben zu schützen und mich dem "Unleben" entgegenzustellen. So machte ich mich auf den Weg zu meiner Mentorin um das, was ich in letzter Zeit gelernt hatte, noch einmal durchzugehen und zu perfektionieren. Nach einer Woche war ich dann so weit und machte mich auf den Weg in den Wald. Ich marschierte den ganzen Tag über und als ich ankam konnte ich nichts Absonderliches feststellen. Freche Feen versuchten ihren üblichen Schabernack mit mir zu treiben, doch ich kannte sie inzwischen gut genug um mich gegen sie durchsetzen zu können. Begleitet wurde ich von meinem Luchs Gelnor, der mir inzwischen sehr ans Herz gewachsen war. Er ging voraus und kundschaftete die Umgebung ab, doch es war nichts Ungewöhnliches zu finden. Je weiter wir gingen desto dichter schien der Wald zu werden, fast so, als wollte er mich abhalten weiter vorzudringen. Langsam brach nun die Nacht herein und ich machte mich auf einen geeigneten Lagerplatz zu finden, denn an aufgeben dachte ich noch lange nicht. Kurz darauf hatte mein treuer Gelnor eine passende Stelle gefunden und führte mich dort hin. Ich richtete uns ein kleines Lager während mein Gefährte aufmerksam Wache hielt. Müde vom langen Marschieren dauerte es auch nicht lange bis ich in Schlaf sank. Wie immer setzte sich Gelnor neben mich und wachte über mein Nachtlager. Gerade noch bevor ich endgültig in die Traumwelt entschwunden wäre, hörte ich einen Zweig knacken und griff heimlich nach meinem Säbel den ich immer am Gürtel trug. Modergeruch schien mich plötzlich zu umgeben und ich war schlagartig wieder hellauf. Ich öffnete verstohlen die Augen und sah wie sich eine milchige Erscheinung ihren Weg durch das Gebüsch bahnte. Mir war sofort klar, dass dieses Etwas ganz bestimmt nicht vor hatte mit mir über Zeitgenössische Literatur zu sprechen und sprang auf die Füße. Mein treuer Begleiter stürzt sich sofort auf den Eindringling, doch seine Zähne schlugen immer wieder ins Leere, bis ich mich an eine Lektion bei meiner Mentorin vor kurzem erst innerte. Ich sprach den gelernten Zauber und beschrieb komplizierte Symbole in der Luft. Insgeheim hoffte ich, dass es funktionieren würde, denn ich hatte diesen Zauber noch nie versucht. Ein blauer Schleier legte sich über Gelnor, festigte sich um seine Konturen und tatsächlich : Jedesmal wenn er zuschnappte schien die Gestalt zurückzuzucken. Ich bereitete gerade einen Heilzauber vor, denn ich wollte um nichts in der Welt, dass Gelnor unnötig leiden mußte. Doch plötzlich hörte ich das Sirren einer Bogensehne und keine Sekunde später bohrte sich ein häßlicher, mit Widerhaken besetzter Pfeil in meinen Oberschenkel. Ich schrie auf und die Konzentration, die ich für den Zauber gesammelt hatte, zerbrach als sich der Schmerz in meinem Oberschenkel auszubreiten begann. Ich konnte gerade noch einen Blick zur Seite werfen und sah gerade noch wie Gelnor einen häßlichen Hieb auf den Kopf bekam und eines seiner Augen erlosch."

Ungeweinte Tränen glänzen bei diesen Worten in Arell's Augen als sie ihre Erzählung unterbricht und abwesend mit einem Stock im Feuer herumstochert während sie noch einmal über diese schrecklichen Augenblicke nachdenkt. Plötzlich ertönt ein leises Rufen aus etwa 30 Schritt Entfernung. Eine kleine Gestalt mit einem Bogen der mindestens so gross war wie die Gestalt selbst schlich durch das Gras - ein Kundschafter. Er trat wortlos an das Feuer heran und verneigte sich kurz vor einer Frau, ebenfalls eine Druidin wie es schien, was bei seiner Größe ein wenig seltsam anmutete. Er sprach mit ernster Stimme :

"Bis jetzt keine feindlichen Aktivitäten zu erkennen. Aber wie ich durch einen anderen Spion erfahren konnte scheinen sich Midgarder und Albioner diesmal die Köpfe einzuschlagen, so dass wir relativ sicher sind. Kitara, einer unser Kameraden wurde während des Schlachtrainigs hinterhältig verwundet." "Böse verwundet ?", fragt sogleich ein Mann der neben der Frau sitzt die der andere mit Kitara angesprochen hat.

Der kleine Kundschafter erwidert "Eine gute Verwundung gibt es leider nicht, Teldan. Wir konnten ihn aus der Gefahrenzone bringen, ehe es kritisch wurde."

Ein Riese von Mann, wohl ein Firbolg, erhebt sich aus der Gruppe und fragt mit furchterregender Stimme "Wohin ist dieser feige Attentäter verschwunden ? Ich glaube ich werde ihm einen Höflichkeitsbesuch abstatten."

Um diese Worte zu unterstreichen legt er eine seiner Prankenhände vielsagend auf seinen mannslangen Zweihänder.

Der Kundschafter entgegnet mit leicht wölfischen Grinsen : "Ich glaube diese Mühe kannst du dir sparen, Dicker, ich habe mir erlaubt ihn eingehend zurechtzuweisen, dass er sowas nicht noch einmal zu machen hat. Nachdem zwei oder drei meiner Pfeile in seinem Leib steckten, hat er es wohl verstanden."

"Ihr könnt euch später gegenseitig auf die Schulter klopfen meine Herren, wie geht es dem Verwundeten ?" kam es von Kitara.

"Er wird in Druim Ligen versorgt und ein guter Heiler nimmt sich seiner an. In etwa 2 bis 3 Tagen wird er wieder wohlauf sein."

Sie nickte. "Gut gemacht Regnar, setze bitte deine Patroille fort."

Lautlos verschwand der kleine Lurikeen im Gras und schon kurz danach war er kaum noch auszumachen.

"Verzeih die Unterbrechung Arell, erzählt bitte weiter."

Arell nimmt den Faden der Erzählung wieder auf und fährt fort : "Ich konnte also gerade noch mit ansehen wie mein treuer Gefährte niedergeschlagen wurde und sich dann nicht mehr rührte. Wieder ertönte dieses Sirren einer Bogensehne und ein weiterer dieser schrecklichen Pfeile bohrte sich in meinen anderen Oberschenkel. Ich hatte gerade noch genug Zeit um mich über die Kaltblütigkeit dieser Monstren zu wundern, da sie anscheinend sicherstellen wollten, dass ich nicht mehr weglaufen konnte und plötzlich spürte ich wie meine Beine taub zu werden schienen. Gift, durchschoss es meine Gedanken. Oh diese Bastarde ! Dann überkam mich blinde Wut auf dieses Etwas, das meinen treuesten Freund erschlagen hatte. Ich riss meinen geweihten Säbel aus der Scheide und stürzte mich, die Schmerzen nicht achtend, auf dieses Wesen und streckte es mit einem geschickten Schnitt am Bauch entlang nieder. Immer und immer wieder hieb ich auf die, inzwischen am Boden liegende, Gestalt ein. Ich vergaß mich jedoch nicht so weit, als dass ich den Bogenschützen vergessen hätte und versuchte schnell hinter einem Baum Deckung zu finden. Keine Sekunde zu spät, denn schon zischte ein weitere Pfeil heran und schrammte seitlich über meinen Bauch. Obwohl es nur ein Kratzer war spürte ich deutlich wie die Widerhaken das Fleisch von meinem Körper rissen und das Gift sich unerbittlich den Weg in meinen Körper bahnte. Ich schwankte, wollte mich auf diesen Bogenschützen stürzen, doch mit einem Stöhnen brach ich in die Knie, Blut quoll zwischen meinen Fingern hervor, die ich auf die Wunde an meinem Bauch presste. Der Säbel entglitt meinen Händen und als ich auf den Boden fiel, sah ich meinen toten Begleiter neben mir im Gras liegen. Ich glaubte noch ein Knacken zu hören und wie sich etwas Großes seinen Weg durch das Unterholz bahnte, dann ertönte noch einmal das Sirren einer Bogensehne und tiefe Schwärze umfing mich. Ich weiß, es mag sich seltsam anhören doch seltsame Dinge begegneten mir in dieser Zeit der Schwärze. So sah ich zum Beispiel meine Göttin, wie ich sie mir schon erträumt hatte als ich noch ein kleines Mädchen war, vor mir stehen und einladend ihre Arme ausbreiten um mich als ihr Kind willkommen zu heißen. Jedoch überlagerte ein anderes Gesicht dieses Bild, ein Gesicht, das mir ebenfalls seit meiner frühesten Jugend vertraut war : Das Gesicht meines Begleiters der sein Leben gelassen hatte, und ich wusste, dass ich noch nicht gehen durfte, ich MUSSTE am Leben bleiben, kostete es was es wolle, um diesen Schrecken ein Ende zu bereiten. Die Zeit verlor jegliche Bedeutung in dieser Schwärze. Ich verwendete jedes bisschen Kraft darauf wieder in das Licht des Lebens zurückzukehren, oft war ich nah daran aufzugeben, doch schließlich eines Tages, ich vermochte nicht zu sagen, wieviel Zeit vergangen war, erlangte ich mein Bewusstsein wieder. Ich versuchte meine Augen zu öffnen, doch sie waren verklebt. Ich hörte leise Schritte und fühlte wie mir eine sehr große Hand auf die Stirn gelegt wurde und instinktiv wollte ich mich dagegen wehren und versuchte mit aller Macht mich hochzustemmen. Nach ein paar Zentimeter sackte ich wieder keuchend zusammen und fiel erneut in Ohnmacht. Diesmal vermeinte ich in meinen Träumen jedoch ab und an Schritte zu hören und Berührungen zu fühlen. Es war ein Schlaf langsamer Genesung und als ich das nächste Mal aufwachte konnte ich bereits wieder klar denken, obwohl mir nach wie vor alle Knochen im Leib weh taten und ich einen riesigen Durst hatte. Wasser... krächzte ich mit heiserer Kehle. Ich hörte wie gleich darauf ein Stuhl zurückgerückt wurde und sich jemand zu meinem Bett begab. Ein hölzerner Krug mit Wasser, gewürzt noch mit irgendetwas anderem, berührte meine Lippen und ich trank hastig, verschluckte mich und trank jedoch gierig weiter bis mir der Krug weggenommen wurde.

"Nicht so hastig Arell" sprach eine sanfte und ruhige männliche Stimme.

"Woher kennt Ihr denn meinen Namen ?" fragte ich ihn mit immer noch geschlossenen Augen. "Ihr habt im Schlaf viel gesprochen und ehrlich gesagt wundere ich mich, dass Ihr noch am Leben seid, ich habe noch nie jemanden so mit dem Tode ringen sehen." Er musste wohl bemerkt haben, dass ich meine Augen nicht auf bekam und tupfte vorsichtig etwas Wasser auf die Lider, dann reinigte er sie mit einem weichen Tuch und ich konnte langsam die Augen öffnen. Ich erschrak erst ein wenig als ich sah wie groß er war. Verwundert fragte ich "Wie kommt es denn, dass ich noch lebe ?" Mit einem leichten Lächeln antwortete er "Das frage ich mich ehrlich gesagt auch.", doch dann wurde er übergangslos ernst "Es stand sehr schlimm um Dich, als ich Dich gefunden habe. Du warst an der Schwelle zum Tod und hattest ein sehr gefährliches Gift in Deinem Körper. Die Götter müssen Dir wohlgesonnen sein, jeder andere wäre wahrscheinlich gestorben."

Ich schluckte beim Ernst der in seinen Worten mitschwang und versuchte mich aufzurichten, doch ich war noch zu schwach dazu. Mir schwirrten tausend Fragen im Kopf herum. Wer war dieser Mann ? Wieso war er so freundlich ? Ich wusste ja nicht einmal seinen Namen.

"Ich... was.. Ich meine... wer bist Du eigentlich ?" Ich ärgerte mich selbst über mein Gestammel, aber es war nun einmal nicht mehr zu ändern.

"Mein Name ist Tynian Falkenhand, nun zumindest hat man mich früher so genannt." Bei diesen Worten glaubte ich einen traurigen Ton herauszuhören. "Und wie lange war ich bewusstlos ?" Er sah mich seltsam an und sagte leise "Fast zwei Wochen." Ich erschrak und mir wurde klar, WIE nahe ich dem Tod gewesen sein musste. "Du musst dich jetzt ausruhen, du bist noch sehr schwach. Ich habe Dir etwas ins Wasser gegeben, das Dich schlafen lassen wird." Ich nickte und spürte auch wie mir langsam die Augen schwer wurden. Die nächsten Wochen der Genesung waren ziemlich nervenaufreibend, nach vier Tagen kannte ich inzwischen jede Ritze an der Decke im Zimmer und ich wollte endlich aufstehen und wurde immer gereizter. Oft versuchte ich Tynian zu erklären, dass ich unbedingt aufstehen müsse, ja es war sogar LEBENSWICHTIG, dass ich sofort und auf der Stelle aus diesem Bett herauskam. Ich setzte alle meine Überredungskunst ein und zählte immer wieder überzeugt meine Argumente auf während er nur mit dieser bitteren Medizin am Bett saß und mir aufmerksam zuhörte. Als ich mit dem Erklären fertig war nickte er nur und hielt mir kommentarlos diese Brühe vor die Nase. Er ging jeden Tag für ein paar Stunden nach draußen, ich nahm an um zu jagen, frisches Wasser zu holen und Kräuter für diese Ekelbrühe zu suchen, die er mir jeden Tag vorsetzte. "Sag mal, wieso lebst du hier mitten im Wald ?", fragte ich ihn mal. Er antwortete einfach nur "Weil es mir gefällt." Überhaupt war es schwer aus diesem seltsamen Mann ein paar Informationen über sein früheres Leben herauszubekommen, jedenfalls hatte mich die Geheimniskrämerei neugierig gemacht. Als er eines Tages wieder weg gegangen war beschloss ich einfach aufzustehen, da ich es im Bett einfach nicht mehr aushielt. Neugierig sah ich mich in dem kleinen Haus um. Die Einrichtung war karg und praktisch, nirgendwo gab es Verzierungen, Schnitzereien, Teppiche oder sonst etwas. Einzig und allein eine beschlagene Truhe aus Eichenholz fiel mir ins Auge, denn sie sah sehr kostbar aus.

Neugierig trat ich näher und öffnete sie. Vor Staunen sog ich kurz die Luft ein als ich sah was darin war : Ein sehr sorgfältig gefalteter Umhang mit merkwürdigen Runenartigen Symbolen in der Fütterung und auf der Außenseite des Umhangs prangte das aufwendig gesticktes Symbol eines Einhorns - das Symbol von Kraft und Heilung, umgeben von einem Kreis, der wohl das Kreis des Lebens symbolisieren sollte - kein Anfang und kein Ende. Die Farbe des Kreises war ein seltsames Grün, welches sich je nach Einstrahlung der Sonne veränderte und gleichzeitig schien sich ebenfalls das Einhorn zu bewegen. Ich spürte, dass dies kein normaler Umhang war, sondern ein ziemlich stark magisches Kleidungsstück. Als ich den Stoff durch meine Hände gleiten lies fühlte er sich noch feiner an als Seide und doch war er ungemein stabil, gleichzeitig überkam mich ein Gefühl der Stärke und der Klarheit wie ich es noch nie gefühlt hatte. Mit großem Widerwillen legte ich den Umhang beiseite und fand darunter zwei überkreuzte Schwerter. Sofort war der Umhang vergessen, als ich diese Waffen sah. Ich bin zwar keine Expertin was das Schmiedehandwerk angeht, aber ich sah sofort, dass auch diesen beiden Waffen starke Zauber innewohnten. Ich konnte einfach nicht anders und griff nach so einer Waffe. Kaum hatte ich sie hochgehoben fühlte ich wie perfekt sie ausbalanciert war. Obwohl sie von beachtlicher Größe war, schien es als ob sie nur eine natürliche Verlängerung meines Armes wäre, ohne jedes zusätzliche Gewicht. Die Klinge schien in meiner Hand zu erzittern und ich schwang sie probehalber in einem weiten Halbkreis. Als ich den Schwung abbremsen wollte kam die Klinge sofort zum Stillstand, es gab kein Nachrucken, kein Ausbrechen und eine sanfte Wärme lief der Klinge entlang über den Griff in meine Hand, so dass es wirklich so schien als würden Arm und Waffe eins werden. Nun holte ich auch die zweite Waffe hervor und stellte fest, dass diese ein Duplikat der ersten hätte sein können, jedoch gab es gewisse Unterschiede. Statt Wärme auszustrahlen schien diese Waffe zu kühlen und zu beruhigen. Irgendetwas geschah in dem Augenblick, ich fühlte eine eigenartige Gelöstheit und macht probehalber einen spielerischen Ausfall gegen einen Wandschrank. Erschrocken stellte ich fest, dass beide Waffen schneller als ich es für möglich gehalten hätte, durch die Luft zischten und sich perfekt bei meinem Ziel trafen. Mit großem Bedauern legte ich die wundervoll gearbeiteten Waffen beiseite und warf wieder einen Blick in die Kiste. Enttäuscht musste ich feststellen, dass sonst nichts mehr darin zu sein schien. Ich wollte gerade die Schwerter wieder in die Kiste legen, als ich einen kleinen Spalt entlang am Boden der Kiste entdeckte. Neugierig ließ ich meine Finger darüber wandern und als ich etwas in die Ecke drückte bei dem Spalt, schnappte ein weiteres kleines Fach hoch. Ich erschrak kurz, doch die Neugierde war sofort wieder da und ich blickte hinein. Ich fand ein kleines Buch und schlug es auf. "Schwörst du bei allem was dir heilig ist für dein Land und für die Bewahrer Hibernia's zu kämpfen, egal was auch immer passieren mag" las ich murmelnd. Ich übersprang die ersten paar Seiten welche wohl hauptsächlich taktische Vorgehensweisen für Gruppenkämpfe und Anatomiestudien über Trolle und ähnlichem enthielt.

Seltsamerweise fand ich immer wieder den Namen "Leikena" in dem Buch und ich wurde wieder von Neugier gepackt, in diesem Moment ging die Tür auf und Tynian stand in der Tür. Mit einem Blick hatte er die Lage erfasst und blickt mich nur aus unsäglich traurigen Augen an. Ich schämte mich plötzlich, dass ich das Vertrauen von diesem Mann, dem ich doch mein Leben verdanke, so ausgenutzt hatte. Wortlos nahm er mir das Buch weg und räumte alles wieder in die Kiste zurück, doch diesmal holte er sich ein Schloss und sperrte die Truhe zu. Ich sah zerknirscht zu Boden und er meinte nur "Es scheint dir ja wieder besser zu gehen, ich glaube du wirst bald wieder gesund sein und wieder nach Hause gehen können." Zwei Tage darauf war es dann auch schon so weit. Die letzten Reste des tückischen Giftes waren aus meinem Körper gewichen und ich fühlte mich wieder stark und kräftig genug alleine loszuziehen. Tynian versorgte mich noch mit frischem Wasser, etwas Obst, Brot, Käse und Pökelfleisch. Gerade als wir uns verabschieden wollte konnte ich mich nicht mehr beherrschen. "Wer ist Leikena ?" platzte es aus mir heraus. Ich beobachtete seine Reaktion darauf genau und sah deutlich das Leid, das in seinen Augen geschrieben stand. Wortlos deutete er zum Waldrand der Lichtung auf der sein Haus stand und sagte "Du musst dich in diese Richtung halten, dann kommst du direkt nach Ardee." Ich nickte und machte mich auf zu gehen, blickte nach ein paar Schritten jedoch noch einmal zurück und sah jetzt wirklich, dass eine einzelne Träne über das Gesicht des Hünen lief.

Ich wandte mich ab und dachte noch mal über alles nach was die letzten Tage geschehen war. Mir fiel auf, dass dieser seltsame, große und vor allem schweigsame Mann immer ein wenig traurig gewirkt hatte. Ich hörte noch wie er sagte "Komm nicht zurück, du würdest den Weg ohnehin nicht mehr finden und nun geh und tu was auch immer du tun musst." Bei diesen Worten zuckte ich etwas zusammen, denn wieder erschien mir das Bild meines nun toten Gefährten in meinem Gedächtnis. Grimmig schwor ich mir härter zu trainieren als je zuvor und dann diese Seuche die unser schönes Hibernia befallen hat auszumerzen."

Müde vom vielen Reden hielt Arell inne und schaute in die erstaunten Gesichter, die sie anblickten. Nun, das war meine Geschichte und es hat sich alles genauso zugetragen wie ich es berichtet habe.

[Fortsetzung folgt]