GOA-Texte:Die Banditen von Albion

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Mein Lord ! Unsere Truppen an der Nordgrenze brauchen schnell Verstärkung, bitte lasst mich und meine Männer dort hin gehen, wir melden uns freiwillig !"

"Nein, O'Donnay, wir brauchen Euch hier, unsere Kundschafter haben uns vor heranrückenden feindlichen Truppen gewarnt, Ihr müsst die Festung verteidigen."

"Aber mein Lord … das Caer wird niemals fallen ! Man sagte uns, dass nur eine Handvoll Hibernier angreifen würden … während wir es im Norden mit mehr als zehn Mal so vielen Feinden zu tun haben !"

"Hauptmann ! Ich verbiete Euch, meine Anweisungen in Frage zu stellen ! Ihr werdet mit Euren Männern hier bleiben !"

Quinault suchte unaufhörlich den Horizont im Norden ab, um die Bewegungen der Barbaren einzuschätzen, und gab seine Anweisungen lediglich per Handzeichen an seine Leute weiter. Mit ihm waren sie nur noch fünfzehn Männer, die diese letzte Verteidigungsstellung vor dem Territorium Albions halten sollten. Obwohl die Niederlage unausweichlich schien, würde sich niemand von ihnen zurückziehen.

Quinault, der Sohn von Hauptmann O'Donnay, war dreiundzwanzig Jahre alt, und bei allen Soldaten Albions als guter Kämpfer bekannt. Er trat den Verteidigern Albions bei, weil er an sie glaubte, obwohl selbst sein Vater diese Entscheidung missbilligte, aus Angst davor, seinen Sohn zu verlieren. Weil Quinault außerdem ein guter Stratege war, wurde ihm nach dem Tode des Leutnants das Kommando über die letzten verbliebenen Verteidigertruppen übertragen.

"Nehmt eure Bögen und haltet den Wald ! Nur zwei von uns bleiben im Turm. Die Chancen stehen gut, dass sie versuchen, den Turm zu nehmen, dann können wir ihnen aus dem Wald in den Rücken fallen."

"Warum bleiben wir nicht einfach alle im Turm ? Im Wald sind wir vollkommen schutzlos !"

"Und im Turm bleibt uns keine Rückzugsmöglichkeit"

Quinault betrachte die Männer, die nun seine Männer waren, und trotz seines jungen Alters war sein Blick der eines Vaters.

"Ich werde hier bleiben ... ich bitte jemanden, freiwillig bei mir zu bleiben, aber wisst, dass niemand euch einen Vorwurf machen wird, wenn ihr euch weigert ... "

"Nein ... vom Turm aus könnt Ihr nicht das Kommando führen, Ihr müsst draußen sein. Ich werde im Turm bleiben."

"Ich werde bei Euch bleiben."

Die zwei Soldaten zwangen sich zu einem Lächeln, alles andere als glücklich über die Aussicht, dem Tod in die Hände zu laufen. Die anderen sahen zu Boden, zum Kampf bereit ...

"Sie kommen ! Ich kann ihre Fackeln unten am Fuße des Hügels sehen ! In weniger als zwanzig Minuten werden sie hier sein !"

Quinault blickte seine Männer ein letztes mal an und wurde wieder zu dem Mann, der sie bitten würde, ihr Leben für ihre gemeinsame Sache zu opfern ...

Die Zeit des Wartens erschien ebenso endlos wie extrem kurz, da die Männer sich ihrer Ohnmacht in Anbetracht ihres Schicksals bewusst wurden. Sie warteten mit den Bögen in der Hand am Waldesrand, nur ein paar Dutzend Meter von ihren Feinden entfernt, welche sie glücklicherweise noch nicht entdeckt hatten. Sie würden eine erste Salve Pfeile abschießen, dann eine zweite. Sollte die Zeit reichen, dann noch eine dritte Salve, aber nicht mehr. Danach würden sie hier inmitten der Bäume und des Unterholzes kämpfen müssen, mit Schwertern und Äxten.

Sie waren bereit zum Kampf, für die Ehre, für Albion. Die Feinde waren kurz davor, durch die Tore des Wachturms zu brechen, als Quinault mit unverkennbarer Stimme rief :

"Zum Tod !"

Eine Wache betrat den Raum, während Hauptmann O'Donnay noch über die Untätigkeit seines Lords haderte. Er brachte eine Nachricht, und sein Blick war getrübt.

"Einer der Verteidiger der Nordgrenze ist gerade eingetroffen mein Lord, sein Körper ist mit Pfeilen gespickt. Midgards Truppen haben den Wall durchbrochen, sie haben niemanden verschont, auch nicht die Verletzten. Alle sind tot."

Aymeric O'Donnay hielt scharf den Atem an und ballte seine Fäuste, als der Soldat wegging. Sein Blick war erfüllt von Wut und Hass ...

"Es tut mir Leid, Aymeric … es tut mir wirklich sehr Leid."

O'Donnay murmelte ein paar letzte Worte, als er den Raum verließ.

"Lebt Wohl, mein Herzog, von jetzt an könnt Ihr mich einen Abtrünnigen nennen ..."

In Llyn Barfog gibt es eine Handvoll Wachen, die von den Truppen Albions Abtrünnige genannt werden. Manche von ihnen sind einfache Deserteure, andere sind Verbrecher, die versuchen, den Gesetzen Camelots zu entfliehen. Aber manche von ihnen sind aus anderen Gründen dort, zum Beispiel aus Zorn. Aymeric O'Donnay, früherer Hauptmann der Verteidiger Albions, ist einer von diesen.