GOA-Texte:Die Düsteren

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Hibernia war ein Knochenfeld. Soweit das Auge sehen konnte, fiel ein Feuerregen auf das verbrannte Land, als sich der Prinz der Prinzen unter einem Haufen verkohlten Holzes aufrichtete. Als er stand, schüttelte er sich und Staub fiel aus seinen blonden Haaren und seiner verbrannten Rüstung.

Er öffnete seine Augen und blickte kalt auf die Elfen, die zu Hunderten um ihn herum verstreut lagen, zwischen Pfützen aus Blut und Rauchsäulen… Er kniete sich auf ein Bein nieder, legte seinen Speer neben sich und erhob Augen und Arme zum Himmel…

"Oh Mutter Dana, Ihr, die Weiseste unter uns, ich bitte um Euer Wissen ! Gebt mir den Anlass um den Vater unserer Väter zu zerstören und mein Arm wird einem gerechten Grund dienen. Als Gegenleistung für ein Zeichen, so schwöre ich vor unserem Vater Dagda, werde ich dieses Königreich wieder aufbauen und es zu dem Frieden führen, von dem wir immer geträumt haben."

Seine Hand öffnend, war Lug von plötzlicher Klarheit überrascht, als er auf seiner Handfläche drei silberne Eicheln vorfand.

Der König der Elfen erhob sich wieder und machte sich auf den Weg zu einem Land, über dem ein dunkler Wirbel am Himmel hing, der erbarmungslos das Land in Stücke riss und es in sein weit geöffnetes Maul sog. Lug wusste, dass er Balor, den König der Fomori dort finden würde. Mit neu entfachter Wut durchschritt er den abgemagerten Wald, wobei er die Pfade der unförmigen Fomori, die die benachbarten Wälder in großen Herden patrouillierten, vermied.

Nach einem Tagesmarsch traf Lug die Reste seiner Armee, am Ende eines Tales in den Sheeroe-Hügeln… Als er sie erreichte, überzog plötzlich ein Lächeln viele der ausgemergelten Gesichter. Auf einem großen Felsbrocken stehend, sprach Lug zu ihnen…

"Brüder, schon bald werden wir über den Lord des Bösen in diesem Land triumphieren. Unsere Mutter Dana sandte mir ein Zeiche, und ich schwöre euch, dass wir unsere Brüder rächen werden, die verflucht sind durch den Horror, den wir ertragen mussten. Bald werden dieses Ebenen frei sein, und wir werden unser Königreich ausrufen. Zu den Waffen ! Lasst uns losziehen und Balor und seine Günstlinge zerschlagen ! ! !"

Große Freude kam über die Menge und brachte den Boden unter ihren Füßen zum Beben. Die Truppen formierten ihre Schilde und schwangen ihre Waffen gen Himmel. Das Echo war so kraftvoll, das ein ganzer Berg in Stücken zu Boden fiel. Nichts konnte sie aufhalten…

Eine Woche lang marschierte die Armee der Tuatha in den hohen Norden. Das Land wurde kälter und kälter. Einige Soldaten kratzten das Eis aus ihren Wunden, wo es sich festgesetzt hatte, während andere ihre Hände rieben oder Met tranken, um die Kälte zu vertreiben. Lug konnte die dunkle und eisige Magie seines Großvaters spüren, wissend, dass Balor versuchen würde, seine Truppen so gut wie möglich zu zermürben, und ihnen keine Möglichkeit geben würde, ihn zu erreichen.

Eines Abends, als er den Horizont absuchte, sah Lug Lavaströme, die sich durch eine schwarze und steinige Landschaft zogen. Der Himmel war dunkel und von einem dicken Nebelschleier überzogen. Blitze fuhren hinunter in die Ebene, eine Vielzahl an Wurzeln kam aus dem Boden und legte sich wie ein Teppich über die Erde.

In der Ferne erhoben sich Ruinen inmitten dieses düsteren Ortes. Balor wartete geduldig auf einem, aus Felsen geschnitzten Thron, umgeben von einer Horde seiner missgebildeten Kinder. Lug erhob seinen Speer und stieß einen Kriegsruf aus, der seinen Männer Kraft und Mut einflößte. Ogme erhob ein Horn aus Elfenbein und blies mit aller Kraft hinein. Der Kampf um die Zukunft Hibernias hatte begonnen…

Als sie die Ebene von Mag Tured erreichten, wurden die Tuatha mit fauligen Kreaturen konfrontiert. Giganten mit zwei Köpfen auf ihren Schultern, andere hatten nur ein Auge. Die kleinsten hatten eine Haut, so dunkel wie ein Obsidian und eine Statur wie die Elfen. Doch der Irrsinn in ihren Augen verriet, dass sie die Gefährlichsten waren.

Die Tuatha kannten nichts Vergleichbares, kein Feind war wie dieser. Nach mehreren Minuten Gefecht erhob sich Balor von seinem Thron, sein Schatten umgab ihn mehrere Meter weit. Er stellte seine ausgezehrten Flügel auf, um seinen gigantischen bernsteineren Körper und die schwarze Spiegelung auf seiner schuppigen Haut zu zeigen.

Mit einer Hand zog er ein gigantisches Schwert heraus, verkrustet mit Eissplittern und mit der anderen Hand eine dreischwänzige Peitsche, die, wann immer sie traf, Blitze aussandte. Seine immense Größe und das Geräusch seiner Hufe, die auf den Boden aufschlugen, lies einige unserer kühnsten Helden zurücktreten, denn nun kämpften sie gegen den Vater der Fomori, dem man nicht entkommen, der mit einem Blick töten konnte… Der erste Held, der es durch den Ring der Kreaturen schaffte und von Angesicht zu Angesicht mit dem dunklen Lord stand, hatte kaum Zeit seinen Angriff zu beginnen, als sein Körper schon zu einem Haufen Asche zerfallen war, verursacht durch einen roten Glutstrahl, der aus Balors finsterem Auge kam.

Viele Stunden lang versuchten die Tuatha durchzubrechen und den König der Fomori zu erreichen, doch er erledigte zwanzig von ihnen auf einmal mit nur einem Blick. Dann ging Lug, der seine Männer die ganze Schlacht über unterstützt hatte und soeben Diancechet vor Stagar, einem sehr starken Sohns Balors, gerettet hatte, auf den Vater der Verdammten zu.

Er zeigte provozierend mit seinem Speer auf Balor, während die Fomori zu lachen anfingen. Ein Lachen so gewaltig, dass es den Boden anhob und einige seiner eigenen Leute begrub. Lug, der mehrere tödliche Schläge gegen einige Wolfsmänner führte, die seinen Weg blockierten, betrat die Ruinen von Tured und stand seinem Erzfeind gegenüber. Balor fixierte ihn mit seinem tödlichen Blick, und Lug sprang hinter eine Gruppe aus Steinen. Er griff nach seiner Schleuder, die mit einer von Danas silbernen Eicheln geladen war und zielte auf das mörderische Auge. Balor hatte kaum Zeit sich zu ducken, als Lug sein Auge mit dem ersten Schuss durchstach.

Nach einigen Sekunden des Zögerns, in denen Balor herumtaumelte und die linke Hand über sein Gesicht hielt, erhob Lug seinen Speer und schleuderte ihn in Balors Herz.

Der Meister des Bösen war soeben hingerichtet worden, doch sein Fall war so gewaltig, dass er im Erdboden versank und seine Brut mit sich nahm, wie ein Abgrund, der reißende Wasser eines namenlosen Sturmes verschlingt.

So wurde das Land vereint, das die Tuatha von Tara aus beherrschten. Nuada, der während des Kampfes einen Arm verlor, gab seinen Platz an Bres weiter. Doch früher oder später musste Nuada zurückkommen, und Lugs Bestimmung war es, ein zukünftiger König zu werden. Der König, den wir alle so gut kennen, der König der Anderwelt…

Das ist die Geschichte, wie ich sie von der großen Taliesin erzählt bekommen habe. Einige Passagen habe ich eventuell vergessen und manche sind so lyrisch, dass es mir unmöglich erscheint, sie glaubwürdig zu interpretieren. Erinnert Euch an den wichtigsten Teil, denn solange wir zu den Tuatha beten, werden uns die Fomori nicht angreifen.

Auszug aus einer Geschichte erzählt von Siwel am Hof von Tir na nOgh, wandernder Geschichtenerzähler aus Innis Carthaigh.