GOA-Texte:Die Geschichte der unterirdischen Kobolde

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Die mündliche Tradition von Midgard liefert nicht nur heroische Sagen über Götter und Helden, sondern auch viele kleine Geschichten, die ihren Ursprung in Legenden und im Aberglauben haben. Einige Skalden singen sie manchmal noch, wenn sie an Inspirationsmangel leiden. Die Themen dieser Geschichten sind verschieden und abwechslungsreich, und je nach Publikum haben einige mehr Erfolg als andere. Dies ist der Fall der kleinen Geschichte der unterirdischen Kobolde, die Folgendes erzählt :

Der Kobold ist von Natur aus ein opportunistischer Schmarotzer. Dies bringt ihn oft in seltsamen Lagen, deren Tragweite er meistens selber nicht richtig abschätzten kann. So glaubten einige Familien, in diesen seltsamen Holzhäusern, die wie große Nussschalen wirken, eine gemütliche Unterkunft gefunden zu haben, wo sie ihre Diebesbeute ruhig abstellen könnten. Ganz gegen ihren eigenen Willen aber wurden sie auf diese Weise zu blinden Passagieren, die sich auf dem Weg zu unbekannten Zielen oder zu einem sicheren Tod befanden. Die ersten Siedler des Langbart-Klans, aber auch ihre Vorgänger, wurden so ohne es zu wissen zu den Fährmännern einer unerwarteten Koboldzuwanderung.

Die bekanntesten unter diesen Vorfahren sind die Gründer der Dellingstad-Gemeinschaft, die von der auf den ersten Blick undisziplinierten und drückebergerischen Arbeitskraft der Kobolde geschickt zu profitieren verstand. In der Tat blieb den Kobolden bald keine andere Möglichkeit mehr, als sich den Sozialregeln der Siedlung zu unterwerfen, oder auf ewig in den feindlichen Gebieten von Aegir zu verschwinden.

Dann folgte ein finsteres Ereignis nach dem anderen, und die Morvalt-Bedrohung wurde jeden Tag realer und stärker. Die furchtsame Natur vieler Kobolde gewann an Überhand : Sie mussten unbedingt fliehen, um zu dieser alten Erde, Midgard, zurückzukehren, von der die Alten erzählten. Dank des Lernprozesses, den sie wohl oder übel im Laufe einiger Generationen unter dem Knüppel besonders anspruchsvoller Zwergen-Ausbilder durchlaufen hatten, machten sich die Flüchtlinge an eine Arbeit, die für den üblichen Kobold ungewöhnlich ist : Die Herstellung eines Bootes. In ihrer Ausführung konnte man schon die ersten Merkmale des fachmännischen Wissens erkennen, das diesen Stamm kennzeichnet : Eine kurvenreiche Arbeit, mit zahlreichen Gravuren überlastet, die zugleich von dekorativer als auch von ritueller Bedeutung waren. Drei dieser leichten Boote wurden hergestellt, aber nur eines von ihnen schaffte es, mithilfe der Nornen in der Nähe von Jordheim zu stranden.

Zu dieser Zeit noch war Jordheim nur ein Tempel, der den Priestern, die für den Trauergottesdienst zuständig waren, Unterkunft gewährte. Erst viel später wurde eine Stadt um diesen Tempel herum errichtet und der Zugang zu den unterirdischen Grabstätten vergessen. Zu dieser Zeit war die Allianz nur ein freundliches Bündnis zwischen den Nordmännern und den Zwergen, und die Kobolde waren nur eine Last, die man loswerden wollte. So betrachteten die Tempeldiener die plötzliche Ankunft all dieser Blauhäutigen als eher negativ, und nach ein paar unglücklichen Ereignissen beschlossen die überlebenden Kobolde, sich in unterirdischen Gefilden zu verstecken. Da die Priester aber Wächter entsandten, um diejenigen, die als Schänder betrachtet wurden, wegzujagen, drangen die Kobolde jeden Tag immer tiefer in die Erde.

Um schließlich spurlos zu verschwinden.

Die Geschichte erzählt, dass in den tiefsten Tiefen der Erde, noch tiefer als die Grabstätten, so tief, dass man Ymirs Herzschlag hören kann, wenn man sein Ohr dort gegen die Steinwände legt, seltsame Kobolde ohne Unterlass singen und tanzen, da sie endlich keinen Grund mehr zur Furcht haben.