GOA-Texte:Die Legende vom Barfoger See (Llyn Barfog)

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In Llyn Barfog ? Und, Großvater, er ist noch größer als Aradalen, der Onkel von Kailinu ?

Seine Schwestern drängten sich an ihn. Er war der Älteste, und trotz des grimmigen Funkeln in seinen Augen verriet seine erstickte Stimme die Angst, die der Bericht seines Großvaters in ihm auslöste.

  • Oh ja, mein kleiner Kreda, größer, viel größer noch, flüsterte der Großvater. Nun ist es aber Zeit zum Schlafen, Kinder.

Der Alte streckte sich langsam. Trotz sichtlicher Schmerzen, die bestimmt von seinem fortgeschrittenen Alter herrührten, gelang es ihm, aufzustehen, und der Schatten seiner langen, knochigen Gestalt tanzte wurde dabei durch die Flammen des weiten Kamins auf die Wände geworfen. Mit schweren Schritten ging er durch das Zimmer und verschwand in der Dunkelheit der schlecht beleuchteten Hütte. Kreda zog dicke Tierpelze über sich, so dass bald nur noch sein Gesicht und das seiner zwei kleinen schlafenden Schwestern, zu sehen waren.

Größer, noch viel größer...

Die Wasser brechen in höllischem Lärm auseinander. Das Ufer stürzt ein, die Sonne verdunkelt sich. Ein strenger Geruch steigt vom Teich auf, dreht einem den Magen um, und zerstört somit jede Hoffnung, das Gleichgewicht zu halten. Die Bestie ist da, riesengroß ! Sie zerkratzt das Ufer, zieht sich aus dem See... Mit der Rückseite ihres Stachelschwanzes schlägt sie auf die Reihen bewaffneter Männer ein, die bisher unsichtbar waren. Der maßlosen Kraft des Monsters gegenüber sind sie harmlose, elende Kreaturen. Speere biegen sich unter der Last, Knochen zerbrechen. Zu dem Lärm des Kampfes kommen noch die Schreie der Jäger und das Röcheln der Sterbenden hinzu.

  • An uns, der Schatz des Sees ! An uns, die Beute der Bestie ! Zu Tode mit Afanc, Geist der toten Wasser !

Die Spieße treffen auf den Panzer, das Eisen der Schwerter auf die Fangzähne des riesigen Nagetiers. Schon kann die Erde das Blut der Opfer nicht mehr aufnehmen, welches langsam das Wasser färbt und dem See im Widerschein der Sonne einen Ausdruck von rosaner Bronze verleiht.

Stille. Die Bestie ist da. Sie wurde unzählige Male durchbohrt und verstümmelt schleppt sie ihren gewaltigen lädierten Körper bis zu die wieder ruhig gewordenen Wasser des Sees. Lautlos gleitet sie über die silberne Oberfläche, dreht sich leicht, atmet laut aus und kehrt erschöpft zurück. Langsam sinkt sie in sich zusammen, ihre riesige Schnauze wie ein Anker am Ufer verhindert ihr Abgleiten. Ihre tiefschwarzen Augen schließen sich ; ein letztes Zucken, dann regt sich ihr Körper nicht mehr. Die Zeit steht still. Ein paar Streifen auf der Wasseroberfläche, deren Zahl sich schnell vergrößert. Es sind die Sprösslinge von Afanc, die wie nach Muttermilch gierende Welpen gekommen sind, um mit ihren starken Kiefern den Leib ihres gigantischen Elternteils zu packen. Sie ziehen ihn mit sich unter Wasser. Immer schneller, immer tiefer... Sie verschwinden unter den Schatten.

Dort, ein Licht. Wie ein blendender Fleck im Herzen dieser tiefschwarzen Finsternis. Und nicht weit von hier, ein Sprössling von Afanc, alleine. Das Licht scheint unerreichbar und es ist plötzlich sehr kalt. Der Sprössling ist immer noch alleine, aber jetzt scheint er...

Größer, noch viel größer...

  • Afanc ! ! !, schrie Kreda schweißgebadet auf, während er die Decken von sich warf.