GOA-Texte:Die Sandmänner

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Mich im Sand zu wälzen, mich damit voll zu saugen, ein bisschen davon zu essen und dann wieder aufzustehen. So schnell zu laufen, wie meine kleinen Beine mich tragen können, um in die Arme meiner Mutter zu fallen, die mich mit liebevollem Blick und geschickter Geste, welche gleichzeitig sanft und nützlich ist, abklopft und streichelt. Dort hinten, ein Eichhörnchen ! Ich bin ungeschickt und ich kriege den flinken Nager nicht zu fassen. Er wischt aus, weicht aus und überlistet die Gravität in unglaublichen Kurven... Ich rutsche aus, falle über mich selbst und finde mich mit dem Bauch am Boden wieder. Eins ist klar, auf allen Vieren werde ich ihn niemals fangen können, aber immerhin ist die Wahrscheinlichkeit, dass ich mir selbst weh tue dabei kleiner. Es klettert einen Baum hinauf und die Jagd ist zu ende, denn für mich befindet sich selbst der niedrigste Ast in den Wolken. Ich drehe mich nach meiner Mutter um, doch ich kann sie nicht finden. Mein wilder Lauf hat mich weit fort getragen an Orte, an denen ich noch niemals war. Soll ich mich links halten ? Oder doch eher nach rechts gehen ? Hinter diesem Baum, diesem Hügel, oder diesem Busch oder Asthaufen suche ich nach Zeichen, die meine Augen wiedererkennen. Ich schnuppere, sperre die Augen auf, lasse mich von der Stille einnehmen und mache in meinem Kopf Platz für Dinge, die mir bekannt vorkommen könnten. Doch nichts scheint bekannt zu sein. Ich gehe langsam weiter, Schritt für Schritt, mein Herz klopft, meine Kehle schnürt sich zu, mein Kopf ist völlig durcheinander. Ziellos laufe ich umher, bis ich außer Atem bin. Ich krächze Hilferufe mit meiner vor Angst rauen Stimme... Plötzlich tut sich vor mir ein seltsames Gebäude auf. Eine Bewegung ! Ich versuche ungeschickt, zu entkommen.

Zwei Blicke kreuzen sich. Eine Klinge durchschneidet die Luft und der kleine Sandmann stürzt zu Boden.

An den Küsten Hibernias leben die Sandmänner. Über ihre Herkunft weiß niemand etwas Genaues, und nur wenige erinnern sich an die Legenden, die über sie erzählt werden. Die Romantiker sagen, dass sie von einer wunderbaren Elfe herrühren, die sich am Strand ausgeruht hat. Der Sand, auf dem sie gelegen hatte, wollte nicht von der jungen Dame lassen und hat sich in kleine Wesen verwandelt, um sich ihr in den Weg zu stellen. Andere meinen, dass die Natur über die vielen Kriege erbost, eines Tages diese kleinen Kreaturen erschaffen hat, um die Körper der Gefallenen von den Stränden Hibernias wegzuschaffen. So versuchten die Kriegführenden, die seit jeher an Riten nach dem Tod glauben, die zauberhaften Ufer sauber zu halten, damit man nicht ihre Körper dort finden würde und sie so kein anständiges Grab erhalten würden. In jedem Fall erzählt keine einzige Legende, dass diese zarten Kreaturen bösartig seien, denn man erlebt sie eigentlich nie aggressiv. Und dennoch sind sie häufig das Schussziel junger Abenteurer. Wenige dieser Neulinge sind sich darüber bewusst, dass Hibernia nicht nur aus einem Volk, sondern auch aus einer Fauna besteht, in welcher viele friedfertige Wesen die Übungen der angehenden Helden ertragen müssen. Die Sandmänner, die das meiste Glück haben, leben einige Wochen, eine Jahreszeit lang. Aber die meisten von ihnen sehen noch nicht einmal den nächsten Tag...

Andry beugt sich nieder und entnimmt dem Kadaver zwei kleine Steine. Dafür kriegt er beim Händler mindestens fünf Kupfermünzen. Bald wird er reich genug sein, um sich ein Bronzeschwert zu kaufen, so dass er sich endlich etwas weiter vom Dorf wegbewegen kann. Dann wird er ein Fian und Hibernia verteidigen !