GOA-Texte:Die Taverne zum Moosigen Troll

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Falls die Tür der Taverne zum Moosigen Troll beim Öffnen unter Quietschen ein bisschen klemmt, dann liegt das daran, dass sich hinter ihr immer ein sturzbetrunkener Zwerg hat fallenlassen. An kleinen Details dieser Art erkennt man der Meinung der Midgarder nach ein Qualitätsetablissement. Das Wirrwarr der Stimmen, durchbrochen von Lachen und Schimpfwörtern, führt den durstigen Reisenden an diesen buntprächtigen Ort, in welchem man auf die Gesundheit der mutig Gestorbenen anstößt, und auf die Gesundheit derer, die noch nicht gestorben sind.

Wenn man die Menge in der Hauptstube betrachtet, könnte man den Eindruck gewinnen, dass die Zwerge das meistvertretene Volk in den nördlichen Gebieten sind, so viele tummeln sich rufend, singend und grölend um die Tische und klatschen demjenigen Beifall, dem von Zeit zu Zeit einfällt, ein Tänzchen auf den Tischen zu wagen. An einem Nordmanntisch regeln zwei von ihnen ihre Unstimmigkeiten unter begeisterten Zurufen ihrer Kumpane mit Armdrücken. Ihre Gesichter sind gleichwohl von der Anstrengung wie auch vom Alkohol gerötet, und um ehrlich zu sein haben sie schon vergessen, worum der Streit ging, doch sie sind so damit beschäftigt, ihr Kraft zu beweisen, dass sie dies nicht schert.

Am Ende der Taverne bewacht ein riesiger Troll, der zur Hälfte mit Moos bedeckt ist, den Eingang zu den Reserven. Der Erinnerung des Besitzers zu glauben, hat sich dieser Troll seit Generationen nicht fortbewegt, und es gibt so viele verschiedene Geschichten, wie er dorthin gekommen sein soll, wie es Skalden in Midgard gibt. Solange man sicherstellt, dass sein Bierhumpen niemals leer ist, wacht er der unabänderlichen Tradition nach friedlich am Ende der Taverne und lässt niemanden außer dem Besitzer der Gaststätte durch.

Ein wenig abseits und nicht weit vom Troll entfernt, um von der relativen Stille um ihn herum zu profitieren, beratschlagen sich flüsternd zwei unter Kapuzen versteckte Silhouetten. Die erste versucht vergeblich, leise zu sprechen, ihre Stimme behält ihr gutturales Rollen. Die andere allerdings ist absolut unhörbar, und wäre da nicht dieser Nebel vor ihrer Kapuze, so glaubte man sich eher träumend als sie sprechend. Der Kontrast zwischen den beiden Gestalten ist frappierend. Die erstere hört plötzlich auf zu sprechen und wittert die Luft. Barsch fährt ihre Hand unter den Tisch und im selben Moment hört man ein überraschtes Quieken. Die behaarte Hand zerrt unerbittlich den Kobold hervor, der gedacht hatte, er könnte unbemerkt unter dem Tisch lauschen.

"Man findet ssseltsame Beute in diesem Unterrrrschlupf."
"Schau einer an, ein kleiner Diener, der sich zu weit über die Rüstung der Verschlagenheit gelehnt hat. Ich denke, wir sollten uns seiner entledigen."
"Ich war's nicht !"

Der Kobold hat nicht einmal Zeit, Ausflüchte zu erfinden, da wird er schon mit einem kräftigen Fußtritt in sein Hinterteil durch den Raum befördert, um seinen Flug auf dem Tisch von einer Zwergengruppe zu beenden. Bei seinem Sturz bricht er einige Rippen und Krüge, wodurch kostbares Gebräu verloren geht. Sofort beschimpfen die Zwerge die zahlreichen Kobolde, die es sich auf den Dachbalken gemütlich gemacht haben, da sie diese für den Unfall verantwortlich halten. Die Kobolde antworten ohne zu zögern mit Beschimpfungen und verschiedenen Wurfgeschossen. Die Zwerge lassen sich dies natürlich nicht bieten und parieren so gut, dass betrüblicherweise ein Hocker an dem Nacken eines Nordmanns zu Bruch geht. Die Schlägereien gehören dazu, denn jeder freut sich über diese fröhlichen Anlässe, die fast schon zur Tradition geworden sind.

"Prügelei !" brüllen die Zwerge.
"Prügelei !" schreien die Nordmänner.
"Prügelei !" piepsen die Kobolde.
"Häh ?" macht der moosbewachsene Troll und öffnet ein Auge.

Und nun wird die Taverne in einem allgemeinen Durcheinander unter dem gleichgültigen Blick des Wirtes auf den Kopf gestellt. Die Einrichtung wird umgeworfen und als behelfsmäßige Verschanzung verwendet, während Wurfgeschosse aller Art an den Wänden zersplittern : Humpen, Hocker, Helme, Holzscheite, Kobolde... manchmal brechen Zähne und Augen färben sich blau, dennoch überwiegt das Lachen über den Schreien. Alle sind so beschäftigt, dass niemand sieht, wie die bemützten Silhouetten sich ihren Weg durch das Gewühl bahnen, um in der eisigen Nacht zu verschwinden. Und morgen wird sich niemand wundern, dass es im Krawall einen Toten gab...