GOA-Texte:Die Weisheit des Himmels

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Oh Mutter Natur, lass mich deine große Macht erblicken und heile die Wunden meines unglücklichen Kameraden. Versorge meine Handflächen mit kristallklarem Wasser und ich werde diese Wolfswelpen sicher durch den Winter bringen.

  • Auszug aus den Gebeten des Druiden Kerf an die Wassergeister des Mondsees


An einem Sommerabend betrachtete der junge Ovate Feol die Stadt von einem der höchsten Rundgänge aus, als sein ehrwürdiger Mentor auf ihn zukam. "- Meister Selmion, gab es die Druiden schon immer ?" "- Nun ja, mein junger Schüler, lasst es mich so ausdrücken : Die Natur hatte nicht immer die gleichen Beschützer. Nichts ist einfach. Die Wurzeln der Vergangenheit sind tief in der Gegenwart verankert… und um die Herkunft unserer Ordnung zu verstehen, muss man ihre Geschichte kennen…"

Der alte Druide zog eine lange, gebogene Pfeife aus seinem langen Mantel und stopfte sie mit etwas Tabak. In den Augen des alten Mannes erglühte ein unheimliches goldenes Flackern, während er die Pfeife mit langen tiefen Atemzügen entzündete.

"Zu allererst musst du wissen, dass es sehr schwer ist, ein genaues Datum zu nennen, wann der erste Druide erschien. Obwohl es meist mit dem Konflikt zwischen den Milesianern und den Tuathas in Zusammenhang gebracht wird. Als die drei Göttinnen versuchten, die milesianische Flotte zu zerstören, wirkte der Druide Amergin der Magie entgegen, welche die Tuatha einsetzten."

"Mit aller Wahrscheinlichkeit waren die Druiden früher Männer, die durch geringe magische Kräfte benachteiligt waren. Man könnte sie mit einfachen Eremiten vergleichen, die alle Einzelheiten ihrer Umgebung kannten, die Dorfbewohner mit Pflanzen heilten und die meiste Zeit damit verbrachten, in kompletter Einsamkeit und Verbundenheit mit der Natur zu leben."

"Als der große Milesian starb, trafen sich seine neun Adepten um einen neuen spirituellen Führer zu wählen. Doch nur einer der Druiden hatte die Gabe von Mutter Natur gewährt bekommen. Er wurde zum Leiter des Druidenrates gewählt. Sein Name war Samara. Die Kelten nannten ihn den Sons of Mile."

"Samara war Milesians bester Schüler und verstand die - wie sie es nannten - Geheimnisse der Erde. Er unterrichtete seine Brüder und leitete als erster Hochdruide den Druidenrat in der Geschichte Hibernias. Laut seinem alten Meister erwarb er seine Fähigkeiten durch seine Nähe zur Natur und seine Studien über die Fauna, die durch die Energie des Schleiers berührt wurde. Dieser magische Schutz, von den Elfen geschaffen, ergoss sich über Hibernia wie eine unsichtbare Flut und hat sich selbstständig in den Tiefen der Erde verankert. Milesian, der in täglichem Kontakt mit der Flora und Fauna stand, tauchte so in die Magie der Elfen ein, entwickelte seine Psyche und wurde Stück um Stück mit der Macht und dem Verständnis des zu der Zeit unbekannten Universums ausgestattet. Der Druidenrat wuchs und wuchs, da er alle Lebewesen mit der "Gabe" willkommen hieß. Manche erinnern sich noch an den Sons of Mile, der in Pferdeohren flüsterte, der einen Goldkiesel in den Tiefen eines auch noch so trüben Wassers erahnen konnte, der Pflanzen wieder aufrichtete, die durch einen Sturm geknickt waren, der seine Arme in natürliche Bienenstöcke stecken konnte, um den Honig herauszuholen und noch so viele andere Dinge tat, welche die Legenden um die Druiden formten."

"Nach und nach nahmen die Druiden, auf Wunsch des keltischen Königs, Einfluss auf das politische Leben des Königreiches. Der Hochdruide wurde der erste königliche Berater und der einzige, der vor dem Herrscher sprechen durfte. Durch diese Zeichen an Respekt und Fürsorge, wollte der König der Kelten seinem bestehenden Ansehen ein Symbol der Weisheit und mystischer Segnung hinzufügen, um das Vertrauen seines Volkes in ihm zu stärken. Die Druiden spielten mit, und durch diese Übereinkunft wurde die Tradition der Druiden zur Basis allgemeiner Weisheit und des täglichen Lebens."

"- Doch wie wird man ein Druide ?"

"- Nun, Druiden sind die Hüter geheimen Wissens. Sie können Licht in dunkle Geheimnisse bringen und sind Meister in der Kunst der Rätsel. Dank dieser Kräfte können sie Mysterien entschlüsseln. Die Magie der Druiden manipuliert also nicht Zaubersprüche, sondern Geheimnisse. Diese Geheimnisse sind keine Zaubersprüche, eher eine differenzierte Art die Welt zu betrachten. Es ist recht einfach die Geheimnisse der Welt zu erkennen, könnte ein Druide sagen, solange man weiß, wonach man schauen muss."

"Eine wichtige Erkenntnis über Geheimnisse ist, dass man sie erlernen muss, aber sie nicht gelehrt bekommen kann. Wenn ein Schüler seinem Meister eine Frage stellt, so wird die Antwort immer in Form eines Rätsels sein. Findet der Schüler die Antwort heraus, wird er eines der Geheimnisse der Welt erkennen. Es ist dieser große Respekt vor den Geheimnissen, durch den sie ihre Macht geschenkt bekommen. Wenn ein Druide sich damit zufrieden geben würde, dem Schüler einfach die Antwort zu sagen, ohne dass dieser sie selber herausfinden konnte, so verliert das Geheimnis seine Macht - für den Schüler und für den Meister. In anderen Worten, falls ein Meister das Geheimnis übergeht, wird er es für immer verlieren."

Der junge Ovate betrachtete fragend seinen alten Meister. "- Ähm, Meister, vielleicht bin ich ja einfach nur dumm, aber obwohl ich die Hügelgräber betrachte, die sich gen Himmel erheben, kann ich ihren Sinn nicht verstehen."

"- In vergangenen Zeiten siedelten die Druiden ihre Gemeinden in einsamen Gegenden an, irgendwo mitten in der Wildnis, so, wie es sich für ihren Lebensstil ziemte. Sie entwickelten eine Art von Organisation, um zu kommunizieren, den Menschen zu helfen und darauf vorbereitet zu sein, mögliche Angreifer abzuwehren. So erschufen sie die Druidenhügel, die an den gewaltigen Grasflächen erkennbar waren, umkreist von großen Steinen, die eine heilige Zone begrenzten, gewidmet dem althergebrachten Glauben der Druiden. Diese Ansammlung von Steinen ist manchmal die Ruhestätte eines, diesem mystischen Platz anhänglichen Körpers oder Skeletts. Und um die Identität eines Druidenhügels zu definieren, markierten die Druiden die Steine mit einfachen Schriftzeichen. Dieses sind die ersten bekannten Schriften einer alten Generation, die bis dahin nur eine mündliche Tradition hatte : die Ogham. Manche sagen, ein Tuatha habe dies beeinflusst."

Der alte Druide begann zu husten und erstickte fast an dem Rauch, den er ausatmete…

"Hmmpf. Lasst mich nachdenken. Laut Tradition war jeder Hochdruide verpflichtet, sein Konzil am ersten Tag jeder Sonnenwende zu halten, die Druidenhügelsteine einmal pro Monat mit klarem Wasser im Sonnenlicht zu reinigen und im Mondschein Nahrung in das Zentrum des Druidenhügels zu legen, um die Tiere, auf die zu dieser Jahreszeit gerade Jagd gemacht wurde, zu füttern. Heutzutage treffen sich die Druiden regelmäßig auf ihren Druidenhügeln. Sie benutzen Barden als Nachrichtenübermittler und um Reisende von Lichtung zu Lichtung zu begleiten."

"- Doch wer sind diese Geister, denen wir täglich unsere Opfer darbringen ? Haben sie Namen ?"

"Nun, unser alter Glaube basiert im Wesentlichen auf Dana, der großen Göttin der Erde und Mutter der Tuatha. Aus diesem Grund geloben die Druiden den größten Respekt vor diesen Göttern. Außerdem sind sie die Verbindung zwischen den Göttern, den Menschen und dem keltischen Königshof. Manchmal unterwerfen sich die Druiden während großer Versammlungen auf ihren Druidenhügeln bestimmten Riten, um durch die Verständigung mit der Natur göttliche Omen zu erhalten. Jahrhundertelang haben wir den Hass mancher Tuatha auf Sterbliche (insbesondere auf die Kelten) unterdrückt, der zurück geht auf die Auseinandersetzungen während des zweiten Tured-Krieges. Kurzgesagt, der Glaube der Druiden ist eine Mischung aus dem Vertrauen in die Tuatha, den Sternen, dem Meer, den Geistern, die in allen Dingen wohnen (den Toten) und Dana, der Göttin der Mutter Erde. So können wir das Glaubensgewölbe der Druiden vereinfacht erklären. Dieser antike Glaube wird durch die Eiche symbolisiert, ein mächtiger Baum, der Jahrhunderte alt werden kann und dessen Wurzeln tief in die Unterwelt reichen. Seine Blätter baden im Sonnenlicht und werden von einer sanften Briese gestreichelt. Tierkinder suchen Unterschlupf bei ihm."

"- Gestern Morgen spracht Ihr mit einem Fremden, der Eure Meinungen zu teilen schien. Doch seine Eleganz überraschte mich und ich kann nicht glauben, dass er ein Druide war."

"- Richtig. Das war mein Freund Cerwal, ein Barde. Wie bei allen seinesgleichen besteht sein Leben aus Reisen und Begegnungen. In Hibernia genießen die Barden den gleichen Respekt wie die größten Druiden. Und falls es Euch interessiert, ihre Herkunft ist genau so schwer zurückzuverfolgen, wie die der Druiden. Die Hüter des Wissens verbreiten die Traditionen und Legenden, die Hibernias Kultur geprägt haben. Manche sagen, dass ihre Gabe ein Geburts-Geschenk der Tuatha ist. Die Tuatha achten auf das Schicksal der Kinder, in denen sie eine übernatürliche Anziehungskraft und Sensibilität sehen, die niemals von einem normalen menschlichesn Wesen erreicht werden kann. Barden sind Ästheten, die Armeen in Aktion versetzen können, die über die Schönheit Hibernias singen und die Weissagungen der Druiden an die Menschen und Herrscher weitergeben. Kurz gesagt, sie sind die Wandersleute von Hibernia. Reisende, Geschichtenerzähler und Charmeure, die für den sozialen Zusammenhalt eines Königreiches sorgen und ihre Melodien einsetzen, um die Herzen der Menschen zu öffnen."

"Unsere Kultur ist sich an dem Tag der Wichtigkeit der Barden bewusst geworden, als der große Barde Taliesien eine Menschenfresserfamilie mit einer einzigen Note versteinerte, um einen von Lady Brigits Freunden zu befreien."

"Bis zum heutigen Tag wissen wir nicht, ob die Barden untereinander eine eigene Hirarchie in ihren Reihen aufgebaut haben. Betrachtet man ihre Freiheitsliebe, können wir nur annehmen, dass sie sehr selbständig sind. Obwohl man sie in manchen Nächten zu Dutzenden oben auf dem höchsten Punkt in Hibernia sehen kann. Bewegungslose Barden, die die untergehende Sonne betrachten. Wenn man darüber nachdenkt, so sind die, die dem Weg der Natur folgen, der Anderwelt und den Feen am nächsten. Aus diesem Grund wählten sie auch den Pfad der Essenz."

"- Jetzt ist mir alles klarer. Und wie ist der Name des Weges, Meister, dem ich folgen müsste, um ein Druide zu werden ?"

"- Es ist der Weg der Harmonie, Dummkopf ! Manchmal bezweifle ich, dass überhaupt etwas in Euer Spatzenhirn passt. Lasst mich dies noch ein einziges Mal wiederholen und ich schicke Euch an die Grenzen von Connacht, um diese für Lord Cathbad zu kontrollieren - als Schäfer ! ! !"

Der alte Druide wurde vor Wut rot, als Arguil, der Hüter, die Treppe des Wachturms hinaufrannte, da er den Druiden lauthals lachen hörte.

"- Ist etwas nicht in Ordnung, ehrwürdiger Selmion ?"

"- Nein, nein. Danke, Arguil. Mein Schüler hier bringt mich manchmal zur Verzweiflung, wo ich eigentlich mehr Geduld üben sollte."

Der junge Lehrling, überrascht durch die Schnelligkeit Arguils, versteckte sich flink hinter seinem Meister, um nicht erkannt zu werden, während der Hüter nun langsam wieder die Treppen herunterlief, nachdem er sich von der Sicherheit des weisen Mannes überzeugt hatte.

"- Er hat bestimmt unser Gespräch belauscht, Meister. Vielleicht ist er ein Spion."

"- Noch so ein dummer Ausspruch und ich werde dich von diesem Wachturm schmeißen ! Er ist ein Hüter, und wie alle, die dem Weg der Älteren gefolgt sind, ist Arguil ein hingebungsvoller Beschützer der Mitglieder unseres Ordens."

"- Wie ein Leibwächter ?"

Selmion, der Druide, schüttelte leicht seinen Kopf und der Hauch eines Lächelns erschien auf seinem Gesicht.

"- Lasst Euch nie vom ersten Eindruck leiten. Auch die Hüter haben eine eigene Geschichte. Jünger als unsere, aber auch tragischer und gewaltvoller in den Ursprüngen, als die der Menschen von Hibernia."

"Alles geht zurück auf die Zeit der Schlacht von Cad Goddeau. Die Druiden riefen die Macht der Wälder an, die die Sylvan zu ihrer Rettung hervorbrachten. Am Ende des Konfliktes wollte die Bruderschaft der schwarzen Druiden diese Macht behalten und spaltete sich vom Rest der Gemeinschaft ab. Zur gleichen Zeit widerfuhr dem traditionellen Orden mit Samara, dem Führer der Hohen Druiden, ein großer Verlust. Diese Situation brachte großes Chaos in die Schichten der keltischen Organisation. Leute begannen unter mysteriösen Umständen zu verschwinden oder wurden tief in den Wäldern ermordet aufgefunden. Nach diversen Untersuchungen fanden wir heraus, dass die Siabras und andere Splittergruppen die Situation ausnutzten, um die Schwachen und Isolierten anzugreifen. Ein paar junge Auszubildende griffen zu den Waffen, um ihre Meister zu rächen. Die Kräftigeren trugen Schuppenrüstungen und entwickelten die Gabe, sich selbst und andere zu beschützen. Ihre Ausbildung wurde nie beendet und sie lernten nie das Königreich der Tiere so zu verstehen, wie die Druiden es können. Hüter besitzen daher nicht die traditionellen Fähigkeiten der Druiden, aber sie sind stärker geworden und geschickter im Umgang mit Waffen. Zu dieser Zeit konnte der König der Kelten weder die plötzliche Zunahme der bewaffneten Druiden, noch ihre Verbissenheit in der Sache ignorieren. Er bot an, eine neue Gilde von Kriegern zu erschaffen, deren Aufgabe das Beschützen der Druiden, der Druidenhügel und das Patroulieren in den Wälder sein würde. So wurde der Orden der Hüter ins Leben gerufen. Vor ein paar Jahren soll ein Hüter des Königreiches in den Besitz des letzten Dokumentes gekommen sein, welches Samara schrieb, bevor er verschwand. Es wird gesagt, dass es die Information zum Aufenthaltsort eines legendären Steines enthält. Dieser soll die Zukunft des Königreiches beeinflussen und einen König auf den Thron von Hibernia heben können."

"- Nun ist alles klarer..."

"- Das wurde aber auch Zeit. Ich glaube, Ihr werdet heute Nacht auf Euer Totem treffen, und es wird Eure Visionen und Eure vorschnellen Schlüsse reflektieren…"

Meister und Schüler liefen ruhig und Seite an Seite die Straßen von Tir na nOgh hinunter. Während Selmion auf dem Weg zum Palast war, lief der junge Feol voller Freude neben ihm, bis er kopfüber in die Regale von Fliara knallte. Ein Maulwurf kam aus dem grünen Gras, das die Front des Geschäftes bedeckte und kletterte heimlich in die Tasche des jungen Ovate. Das Schicksal hätte es nicht besser treffen können…

  • Aufzeichnung der Konversation durch Phane, Schatten des Lough Der und Bote von Sir Lobias.