GOA-Texte:Die Zeiten ändern sich

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Das kurze, durch die Kälte gelb gefärbte und abgebrannte Gras bedeckt die Steppe wie ein lebendiger Stoff und wird von immensen, farbigen Wogen durchstreift, welche nach der Laune des Windes tanzen. Eine zusammengeschrumpfte Gestalt sitzt auf einem Hügel. Sie scheint von der scharfen Kälte unbetroffen, auch wenn es nur arme, hängende Lumpen sind, die versuchen, ihren mageren Körper vor der Härte des bevorstehenden Winters zu schützen. Von einem Stock gestützt, der ihm hilft, die Last der Jahre zu tragen, wendet sich der Alte einem unsichtbaren Gesprächspartner zu.

"Die Zeiten ändern sich, mein Freund, die Zeiten ändern sich... So schnell, dass man kaum die Zeit hat, zu altern ohne dass man sich gleich wie der Bewahrer eines ausgestorbenen Wissens, verloren gegangener Sitten und Traditionen fühlt. Kannst du dich noch erinnern ? Ja, damals erwähnte man sie kaum und nur wenige konnten behaupten, sie je erblickt zu haben. Nur die Tapfersten, die dem Tod unbekümmert in die Augen gesehen haben, konnten über sie berichten. Über diese Gegenwart, die man nur in der Hitze des Gefechts, wenn die Schläge hageln, aus dem Augenwinkel sehen kann. Strahlend, mit stolzen Blick, drohend ihre Waffen schwingend. Wer hat noch nie im tosenden Kampf, über die Schreie der Kämpfer und das Röcheln der Sterbenden hinweg, ihre kriegerischen Rufe gehört ?"

Der alte Mann seufzt und betrachtet eine Weile das langsame Abgleiten der Wolken im Himmel.

"Und jetzt behaupten sie, mit einem sterblichen Körper wie du und ich unter uns zu weilen. Es heißt, Odin hätte sie auserwählt und in sein Haus (Othila) aufgenommen. Sie sind nicht die ersten Frauen Midgards, die sich der Waffen bedienen und uns im Krieg ebenbürtig sind. Dennoch sagt man, dass Odin ihnen von seinem Wissen und seinen Gaben gibt, und dass sie unglaubliche Sachen machen würden, wie man sie noch nie gesehen hat. Auf jeden Fall glaube ich gerne, dass ihre Arroganz und Selbstgefälligkeit wirklich von einem der Fer kommt, haha." Das hämische Gekicher des alten Mannes wird bald zu einem Gekrächz und schließlich zu einem rauen Husten.

"Ach, natürlich bin ich nicht mehr so gesund wie in meiner Jugend. Weißt du noch, wie stolz und tapfer ich war ? Leider hatte ich nicht dein Glück, mein Freund. Nein, die Nornen wollten nicht, dass ich auf dem Schlachtfeld heroisch sterbe. Bei meinem Alter habe ich die Hoffnung aufgegeben, dass eine von ihnen kommt, mich in meiner Todesstunde zu sich zu holen."

Der Alte sucht noch einmal den Himmel ab, als ob er erwarten würde, dass etwas daraus auftauchen würde. Nachdem er einige lange Minuten unbeweglich so verharrt hatte, schüttelt er den Kopf und steht langsam auf. Man kann ihn kaum noch murmeln hören als er sich entfernt.*

"Nein, ich werde sicher nie mehr der Beachtung einer Walküre würdig sein."