GOA-Texte:Eine Nacht in Midgard

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Das Feuer unter dem Kessel ging langsam aus. Die dicken Blasen hatten aufgehört die Oberfläche aufzuwühlen und das Blut auf den, für den Weissagungszauber sorgfältig platzierten Knochen, begann bereits zu gerinnen. Der alte Kobold zitterte als er wieder zu sich kam, sprang eilends vom Stuhl und packte sein Bündel. Die Augen des Schamanen glitzerten in diesem, für die Blauhäutigen eigentümlichen, Glanz : dem der Habgier.

Der Zwerg holte tief Luft und schloss die Augen, als er seine Runensteine erneut warf. Dasselbe Muster wiederholte sich erneut, doch Odins Wille lag weiter im Dunkeln. Wie konnte es ein Wissen geben, das größer war als jenes der Runen ? Gab es noch andere Runen, die selbst von den Göttern vergessen wurden ? Der Priester schüttelte den Kopf, so was war einfach unverstellbar. Vorsichtig legte er die Steine zurück in ihren Beutel. Er würde Rat benötigen und er wusste nur von einer Person, die ihm helfen konnte. Schnell warf er sich seinen Umhang über, schnappte sich seinen Wanderstab und verschwand in der Nacht, nicht einmal an die noch offene Tür denkend.

Der gesamte Clan hatte sich im großen Gemeinschaftsraum versammelt, um Thor zu Ehren ihres Anführers zu preisen, der wieder einmal siegreich und mit Geschenken beladen zurückgekommen war. Das Festgelage war auf seinem Höhepunkt, alle teilten sich das Blut und Fleisch des geopferten Tieres und ein jeder rief lobendere und verwegenere Trinksprüche in die Menge. Ein junger Donnerkrieger gab betrunken und aufgeregt folgendes von sich : "Ich schwöre vor Thor, meinen Ahnung und allen in diesem Raum, dass ich die Welt bereisen werde um in Gold und Ruhm zu versinken ! Und wenn es in diesem Land keine Herausforderungen mehr für mich gibt, werde ich eben andere Länder finden !"

Draußen rollte der Donner und Regen peitschte gegen das Dach des Hauses, aber in dieser Nacht hätte Nichts den Schläfer geweckt, der als Schattenklinge sonst beim geringsten Geräusch sofort reagiert hätte. Ein glückseliges Lächeln erhellte sein mit Narben übersätes Gesicht und während seine Hände plump in die Nacht griffen, als ob sie unsichtbare Reichtümer greifen wollten, murmelte er im Schlaf : "Loki, alte Geiß, zeige mir den Weg."

Der Valkyn saß wachsam in der Dunkelheit und lauschte den Geräuschen der um ihn herum Schlafenden. Das Rudel hatte Vorrang vor seiner eigenen Müdigkeit, aber sein Körper verlange nach Ruhe, noch immer von der letzten Jagd schmerzend. Die Müdigkeit bekämpfend fand sein Geist Zuflucht in der Gemeinsamkeit. Die Gegenwart jener, die mal das Rudel waren und jener, die es mal sein werden, trösteten ihn und gaben ihm die notwendige Kraft für seine Wache. Die kommenden Jagdzüge, und welche Beute für Kelgor ! Die große Kreatur mit den fürchterlichen Hörnern, die mit Metall umhüllten Wesen und der Wald, der läuft ! Die Verfolgungsjagd und die Rufe des Rudels, durch die schneebedeckten Weiten, die grünen Ebenen und die quälenden Berge. Und dieser Fischschwarm Unterwasser. Der Valkyn sprang auf, fauchte und verzog den Mund. Wasser ? Igitt !

Die Toten wandelten auf der Suche nach der Wärme des Lebens umher, bewegten sich ohne zu zögern auf das Versteck der letzten Überlebenden zu. Zwischen den Körpern ihrer Feinde sitzend wartete die Troll-Frau auf die Rückkehr ihrer Diener, sobald diese ihre Aufgabe erledigt hatten. Die alte Troll-Magie war stark, roh und manchmal überkam sie manchmal, so wie in diesem Moment. So viel Wissen, so viel Einsicht, als sie noch die Meister von Aegir waren... Sie erhob sich schwerfällig, als die Toten mit vor frischem Blut schimmernden Waffen zurückkehrten, und ein Lächeln stahl sich über ihr Gesicht. Diese erbärmlichen Feinde wüssten nicht, wie sie diese Geheimnisse begreifen sollten, und auch wenn sie jemals den Weg zur Insel finden würden, so würden die Morvalt kurzen Prozess mit ihnen machen.