GOA-Texte:Es war einmal... in Hibernia.

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Am Waldesrand hielten sie Stellung und warteten. Diejenigen, die als letztes angekommen waren, lauerten zusammengekauert seit einigen Stunden, die Zähesten warteten schon seit Tagen. Diese Reise zu den Grenzen Hibernias hatte nur ein Ziel : Rache. Töten oder getötet werden, das Gesetz dieser westlichen Weiten. Hibernier, Feinde Albions, wir werden euch das Fürchten lehren !

Einige hatten sich auf beiden Seiten des Weges versteckt, andere auf der Spitze des Hügels und wieder andere hier unten hinter den Bäumen. Wie Schatten zwischen Schatten verschmolzen sie mit der Umgebung. Keiner bewegte sich, keiner gab einen Laut von sich, das Warten trug seine Früchte. In der Ferne konnte man schon einige Silhouetten ausmachen : Elfen, Firbolge und Lurikeen, die in den Krieg zogen. Der Feind war zahlenmäßig in der Überzahl, aber das würde die Schlacht nur noch schöner machen. Die Schatten versteiften sich, der Wald schwieg. Dann Schritte, Lachen und Singen… der erste Pfeil zischte durch die Luft…

Infiltratoren, Kundschafter, Minnesänger schlugen wie der Blitz ihre Gegner mit Pfeilen oder Klingen nieder und verschwanden dann wieder. Viele fielen, andere wurden verwundet, und selbst wenn dies nichts am Krieg änderte, so war es doch ein Sieg für Albion, dessen Krieger sich in Windeseile verstreuten und nicht wieder auffindbar waren, bevor der Feind sich organisieren konnte.

Emeric verließ schleppend die grausige Szene, deren Realität sich in das Gras und die Steine gegraben hatte. Blut floss seinen Arm herunter und er zitterte noch von dem, was er gerade getan hatte. Soeben hatte er seinen ersten Angriff aus dem Hinterhalt hinter sich, und obwohl er nur zweiundzwanzig Jahre alt war, wäre es auch fast sein letzter gewesen.

In der Ferne sah man Ruinen aufragen, der perfekte Ort, um einen Moment Ruhe zum aufatmen zu finden. Mit festem Schritt ging er darauf zu, indem er die Schatten des Weges ausnutzte und die Zähne aufeinander presste, um den Schmerz seines blutverschmierten Armes zu vergessen. Niemand war an diesem Ort unter der glühenden Sonne, und er war weit von seinen Begleitern entfernt…

Vor ihm war ein Elf, dessen Alter man nicht erraten konnte. Allem Anschein nach war es ein Zauberer, denn er trug die typische Kleidung und lächelte nun sogar leicht... Emeric war verwundet, sein Köcher war zur Hälfte leer und einige Pfeile waren sicherlich bei seiner Flucht zerbrochen. Aber die Wut in seinen Augen ließ nicht an seinem Überlebenswillen zweifeln. Kälte schlug ihm entgegen, so dass er zögerte, den Kampf zu beginnen. Der Elf versuchte, den Blick seines Gegenübers zu durchschauen, ein verwunderter Kundschafter, der seinem Leben dennoch gefährlich war.

Emeric ging es nur darum, seine Verwundung zu verbergen. Sein Arm tat ihm weh, es war ihm gänzlich unmöglich, seinen Bogen zu spannen, selbst wenn er es noch so wollte. Es blieb ihm die Möglichkeit, den Geist seines Feindes zu durchdringen. Der von zuviel Furcht stammende Schweiß auf ihren Gesichtern fing an, in Perlen herab zu rinnen und Muster zu zeichnen. Weder der eine noch der andere waren sich sicher, gewinnen zu können…nur einer von beiden würde überleben, derjenige, der einen größeren Willen zu leben hatte.

Auge in Auge standen sich beide reglos gegenüber und beobachteten aufs Genaueste jede kleinste Bewegung, jedes Zittern des anderen. Falls einer sich bewegen würde, würde der andere sofort reagieren, Aber wer würde schneller sein ? Keiner wollte dem anderen eine Gelegenheit bieten.

Das Blut strömte weiter hinab und bildete eine Lache auf dem Boden. Nach und nach wurde Emeric die Sicht genommen. Es blieb ihm nur eine Chance, ein einzige Hoffnung, aber er musste eine Lösung finden. Sein Tod war ihm gewiss, doch er hielt stolz die Stellung. Langsam und mit angehaltenem Atem glitt seine Hand an seinen Rippen hinab bis zum Rücken, wo sie fieberhaft sein Schild suchte.

Der Elf erkannte seine Chance und ließ ihn machen. Nun konnte nichts mehr diesen Feind retten, der nichts anderes als einen Verteidigungsversuch unternahm. Beinahe lachend fiel alle Aufmerksamkeit von ihm ab, als er zu zaubern begann und die Luft für den Angriff modellierte.

Mit letzter Kraft benutzte Emeric das, was später das Geheimnis der Seinen werden würde. Er fasste sein Schild seitlich und schleuderte es auf seinen verwunderten Gegner, der unfähig war, diesem auszuweichen und so Emeric das Leben schenkte.

Als der Elf aufwachte, war er verwundert, noch am Leben zu sein. Er erinnerte sich noch an diesen Schlag, genauso wie an diesen Blick. Der Mann war geflohen und war jetzt frei, woanders zu sterben. Das einzige, das von ihm blieb, war das Schild, das er geworfen hatte.