GOA-Texte:Osmose des Fungus

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Dies ist ein offizieller Text, der von GOA veröffentlicht wurde.
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  • "Herein !"

Isleen holte tief Atem. Heimlich hatte sie gehofft, Norotoa möge nicht zu Hause sein, so sehr brachte der Sylvaner sie aus der Fassung. Sie hatte die Tür nur einen Spalt geöffnet, als ihr schon ein ranziger Geruch scharf in die Nase stieg. Die Keltin wich mit angewidertem Gesicht einen Schritt zurück. Dieser Sylvaner war wirklich nicht normal, wie konnte er einen solchen Gestank aushalten ?

Norotoa kam zu keiner Versammlung und kam nie in den Hain. Er war nie krank, schlenderte nie über den Markt, und wenn sie es sich genau überlegte, hatte Isleen ihn nie außerhalb der Höhle gesehen, die ihm als Haus diente. Die jüngste Kämpfergeneration dürfte diesen Sylvaner wohl noch nie zu Gesicht bekommen haben, wenn sie überhaupt wussten, dass er existierte.

Sie nahm allen Mut zusammen und öffnete die Tür.

Das Blut erstarrte in ihren Adern. Der Boden, die Wände und alle Möbelstücke schienen von einer formlosen, wimmelnden Masse überzogen zu sein. Überall wo sie hinsah, waren bräunliche Pilzteppiche, die einen übelriechenden Geruch von nasser Erde ausdünsteten. Isleen bekämpfte ihren Wunsch, so schnell wie möglich fortzulaufen, hielt ihren Atem an und blieb mit unglaublicher Willensstärke auf der Schwelle des Hauses stehen.

  • " Norotoa ? " krächzte sie.
  • "Ich bin hier, Isleen. Wie schön, dich wieder zu sehen !"

Das lächelnde Gesicht des Sylvaners kam in der Mitte der großen Pilzkultur zum Vorschein. Er selbst war von Kopf bis Fuß von Pilzen verschiedener Größen und Formen übersäht. Sie wuchsen auf seiner Wange und auf seiner Stirn, einige schienen es sich in seinen Ohren gemütlich gemacht zu haben. Ihr alter Klassenkamerad fügte sich perfekt in das scheußliche Bild ein.

  • "Ich würde dich gern bitten, dich zu setzen, aber ich weiß, wie wenig du meine Schützlinge magst," murmelte Norotoa.
  • "Ich bin nur gekommen, um dir zu sagen, dass der Rat gerne hätte, dass du dich für die Wache bereithältst. In der Nähe von Druim Cain wurden Trolle gesehen und du gehörst zu denjenigen, die fähig sind, unsere Grenzen zu verteidigen, so, wie du es selbst entschieden hast..."
  • "Ach ja ! Gut... Also schön ! Natürlich stehe ich dem Rat zu Verfügung..."
  • "Und das ist schon alles," schnitt Isleen ihm das Wort ab. "Ich muss weiter, ich... ich habe...noch andere Sachen zu erledigen !"

So schnell sie nur konnte, schloss sie die Tür wieder und legte mit wenigen großen Schritten eine Distanz zur seltsamen Bleibe zurück, die sie für genug groß hielt.


  • "Zurück ! " schrie Setenta.

Isleen blockierte einen weiteren Pfeil, der direkt auf den Hals der Druidin zuflog, während sie gleichzeitig mit der Gruppe zurückwich. Es sah schlecht für Hibernia aus. Die midgarder Kräfte waren ihnen in Anzahl und Wildheit überlegen und trotz starker defensiver Stellungen waren die hibernischen Truppen, die gekommen waren, um ihre Grenzen zu verteidigen, seit Beginn der Schlacht dazu gezwungen, immer mehr und mehr zurückzuweichen.

Ein plötzliches ohrenbetäubendes Geschrei durchbohrte ihr das Trommelfell.

  • "Sie greifen an ! Flüchte, wer kann !" schrie Setenta.

Die feindlichen Horden, die von ihren gefährlichen Skalden angeführt wurden, kamen mit unmenschlicher Geschwindigkeit auf sie zu. Nachdem Isleen einen letzten Blick auf die Handvoll Hibernier geworfen hatte, die ihr noch zur Seite standen, machte sie eine Kehrtwendung und erklomm den Hügel erneut. Laufen, sie musste laufen ! So weit wie möglich und so schnell wie möglich.

Mit einem Satz kam sie auf der Spitze des Hügels zu stehen, wo sie ein stechender, bekannter Geruch empfing.

Der Boden wimmelte nur so von ihnen. Überall auf den Pflanzen, den Bäumen, der ganze Hügel schien von buntschillernden Pilzen übersät zu sein.

Überaus überrascht hielt sie abrupt an. Wenige Meter vor ihr kam ein Lächeln zum Vorschein.

  • "Lauf, schöne Isleen, lauf !" murmelte die tiefe Stimme Norotoas.
  • "Aber sie kommen, Norotoa, du musst verschwinden !"
  • "Meinen Schützlingen geht es hier gut, und sie möchten nicht fort. Ich werde hier bei ihnen bleiben, aber du solltest dich beeilen, schöne Isleen."

Mit wenigen Sprüngen überquerte sie den Pilzteppich ...


Das Pilzfeld schien lebendig zu werden und vor Wut zu brummen. Die ersten Ränge der Midgarder kamen durch den Aufprall ins Schleudern und viele stürzten, bevor sie auch nur eine Geste ausführen konnten.

Dann ging das Gemetzel los. Überall gingen Äxte und Hammer nieder und zerschnitten und zerstörten die zahllosen Pilze. Über der Unordnung hörte man einen Sylvaner ohne Unterlass Beschwörungen aussprechen, wodurch die lebende Mauer, wenn sie drohte, zusammenzubrechen, nur noch stärker nachwuchs.

Die Hibernier machten wieder eine Kehrtwendung und jetzt brach über die Midgarder ein Regen von magischen und nicht magischen Projektilen ein und unterstützten so die Angriffe des Pilzfeldes.

Das Wutbrummen und die Kampfschreie wurden nach und nach zu Todesröcheln. Und selbst wenn hier und dort die Erde noch von den seltsamen Pilzpflanzen lebte, war sie doch größtenteils von den Kadavern der Eindringlinge übersäht.

Isleen, ließ ihren Blick schweren Herzens über die Leichen schweifen, um denjenigen zu finden, dem sie ihr Leben verdankte.

Ein Pilz drehte sich um.

  • "Ich glaube, sie haben mich nicht gesehen !"


Die Animisten haben einen unglaublichen Einfluss auf die Natur und können sogar kräftige Waldverbündete in großer Zahl beschwören, die ihnen dabei helfen, Feinde zu bekämpfen. Die höchstbegabten werden so sehr eins mit den Wesen, die sie beschwören, dass sie deren Gestalt annehmen. Diese Wesen sind natürlich starke Gegner und wichtige Verbündete Hibernias im Krieg der drei Reiche.