GOA-Texte:Vorstellungen von Tapferkeit

Aus Daocpedia

Dies ist ein offizieller Text, der von GOA veröffentlicht wurde.
Eine Übersicht über alle von der GOA-Homepage gibt es im Artikel über GOA Texte.
Die jeweilige Originalversion findet sich auf der europäischen Communityseite von GOA.



"... und ich hacke also mit meiner Axt zu ! Mit einem einzigen Schlag Ehre über meine Familie ! Und Schmach über seine ! Ha !"

Der gewaltige Rohling beendet seine Erzählung mit einem unangenehmen Räuspern. Das Knarren des Sitzes, auf welchem er sich wieder niederlässt, übertönt einen Moment lang das zustimmende Gemurmel seiner Leidensgenossen. Während er sich erhebt, um einen neuen Scheit ins knisternde Feuer zu legen, beginnt nun ein anderer zu sprechen.

"Vor den mutigen Kriegern, die heute meine Waffenbrüder waren und an deren Seite ich ein weiters mal meinem Blut Ehre erweisen konnte, indem ich es furchtlos auf dem Schlachtfeld vergoss..."

Er unterbricht sich einen Moment und zieht eine Grimasse unterdrückten Schmerzes, während er seine Hand an sein Gesicht führt. Der Tanz der Flammen, der ununterbrochen die Schatten seiner tiefen Falten nachmalt, hatte bis jetzt den frischen Schnitt über seiner linken Wange versteckt, ein schmerzhaftes Souvenir der unglücklichen Begegnung seiner kleinen Gruppe etwas früher an diesem Tage.

"Ich bitte, mich vorstellen zu dürfen. Ich bin Arnvarr Jótryggrson, Sohn des Jótryggr Björnverdrson, Sohn des Björnverdr Jöfurhvatrson, Sohn des Jöfurhvatr Hjalmvinrson, Sohn des Hjalmvinr Ulfmundrson, Sohn des Ulfmundr Jórmarrson, Sohn des Jórm..."

Mit einem respektvollen Hüsteln bedeutet der Beistand dem Redner, dass seine Abstammung anerkannt und geschätzt ist, und dass es nun an der Zeit ist, mit seiner Geschichte zu beginnen.

"Heute Abend werde ich euch das erste und letzte Abenteuer meines Ahnherren Hjalmvinr erzählen, dessen Wert so groß war, dass er ihn nur einmal beweisen musste, um seinen Platz am Festmahl von Valhöll zu ergattern. Er ist fortgegangen, Ehre und Ruhm in den wilden Gegenden von Svealand zu finden."

Hier und da zeichnete sich ein Lächeln auf den Gesichtern ab, denn dies war nun wirklich die letzte Gegend Midgards, die derartige Adjektive verdiente, aber Arnvarr ließ sie so schnell wie ein Peitschenschlag mit einem einzigen Blick verschwinden.

"Erinnert euch der alten Zeiten als Jordheim noch keine Mauern besaß, Vasudheim nur aus einer Fischerhütte bestand und die Erde von Audliten nur wildes Brachland war. Das Svealand war weit davon entfernt, das Wunder der Zivilisation zu sein, um das uns unsere Feinde heute beneiden. Niemand wusste wirklich, wo die Grotte zu finden ist, in der Nisse und seine Diener sich jetzt verkriechen. Mein Ahne ist ohne Furcht und Zweifel losgezogen in der Hoffnung, diese zu finden."

Sich das Kinn kratzend, scheint der Erzähler einen Moment zu zögern. Er überfliegt die Runde mit den Augen, bevor er mit wenig überzeugter Stimme fortfährt.

"Und seitdem ward er nicht mehr gesehen ! Ist das nicht der unbestreitbare Beweis dafür, dass ihm ein heroisches Schicksal zuteil wurde, so wie es die Nornen vorgesehen hatten ? Niemand hat seither seine sterbliche Hülle gefunden ! Ist dies nicht ein unleugbares Zeichen dafür, dass noch niemand so tief ins Ungewisse vordringen konnte, wie er es tat ? Ich sage es euch ohne die Spur eines Zweifels, Kameraden : Mein Vorfahr weilt unter den Einherjars : Dies ist so sicher wie die Tatsache, dass auch ich ihn eines Tages dort wieder sehen werde !"

Die Arme kreuzend und die Versammlung musternd, endet Arnvarr kurz angebunden seinen Bericht und lässt keine Zeit für unangenehme Fragen.

"Dies zeigt noch einmal, wie die Ehre meine Familie durch alle Generationen begleitet !"

Hierauf nimmt er wieder Platz und gibt vor, das vorsichtige Gemurmel nicht zu hören, das nicht ausbleibt und seine geschraubte Darstellung beschließt. Doch schon ergreift ein anderer das Wort und gewinnt die Aufmerksamkeit der Zuhörer.

"Ohne einige Kameraden schlecht machen zu wollen, so muss ich doch sagen, dass die Tapferkeit meiner Vorfahren diejenige all derer, die heute Abend gepriesen wurden noch übertrifft. Lasst mich euch folgendes erzählen : Ich heiße Eysteinn Styrbjörnson, Sohn des Styrbjörn Hrólfrson, Sohn des..."