GOA-Texte:Die gekrönte Armee

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Der aufmerksame Abenteurer kann so mancherorts auf Kreaturen mit seltsamen Verhalten treffen. Viele Erzählungen beschreiben diese Kreaturen bis ins Detail, erklären ihre Bräuche und belehren so die Neugierigen bei einer spannenden Geschichtenerzählstunde am Kamin.

Allerdings gibt es ein bizarres Volk mit so seltsamen Sitten, dass selbst die phantasievollsten Geister es nicht schaffen, es zu verstehen. Es sind scheue Kreaturen, die sich an so dunklen Orten aufhalten, dass keine Fackel und kein Wissen sie entdecken können.

Ja, ihr habt es schon verstanden, im Folgenden wollen wir uns mit Samthandschuhen dem Leben der Spraggons widmen !


Diejenigen, die sich noch nie ins Spraggonnest gewagt haben, sollten sehr aufmerksam folgende Zeilen lesen. Sie decken ein seit Urzeiten vergessenes Geheimnis auf. Es handelt sich um eine aus Blut, Flammen, Hass und Schmerz entstandene Tradition, welche aus Verschwörungen, Ermordungen und vielen anderen Grausamkeiten entstand...

Wir werden hier, ohne zu sehr in schmutzige Details abzuschweifen, erklären, warum man im Spraggonnest auf mehr Spraggonkönige trifft als es Blätter an den Bäumen von Hy Brasil gibt ! Heute nennen sie sich zwar Grubenbosse, doch das tut geschichtlich wenig zur Sache. Nun ist es geschehen, der Stein ist ins Rollen gebracht worden, hoffen wir nur, dass dies nicht in einer Lawine endet ! Einige Mysterien sollten eben aufgeklärt und manche Geschichten erzählt werden.


Alles hat vor langer, langer Zeit angefangen, als der gute Spraggonkönig MCXXII regierte, der zu Recht von seinen Untertanen als gerechtester und aufrichtigster Herrscher galt, dem die Spraggon je gedient hatten. In der Tat waren Spraggon MCXXII und seine bezaubernde Gemahlin, die Königin Spraggon MCXXII Schaffer eines beständigen Friedens zwischen ihrem Volk und ihren Erbfeinden (dem Rest von Hibernia). Zum großen Glück erfreuten sie sich auch eines besonders langen Lebens. Mehr kann sich ein Spraggon-Boss nicht wünschen. Ihre Herrschaft dauerte in der Tat so lange, dass sich am Ende niemand mehr an den Namen des Vorgängers erinnerte (nur einmal soll ein wenig Vertrauen erweckender Kerl den Namen Spraggon MCXXI ausgesprochen haben... doch nichts ist zweifelhafter).

Das königliche Ehepaar hatte fünf Söhne. Als diese endlich die Thronfolge antraten, waren sie schon etwas in die Jahre gekommen, und vereinten in sich so viele Fehler wie ihre Eltern Tugenden hatten. Hinterhältig, habsüchtig, gierig und arrogant, hatten die Söhne kaum das Grab zugeschüttet, als sie auch schon anfingen, sich gegenseitig Drohungen und Schimpfwörter an den Kopf zu werfen. Natürlich gab es damals in der Spraggongesellschaft für einen solchen Vorfall keine Regeln. Es gab kein Recht des Erstgeborenen, keine göttliche Fügung, kein Kreis der Gleichen oder eine Versammlung der Weisen, um das Erbrecht zu klären. Also folgten bewegte Zeiten, in welchen Mordversuche, Nachbarskriege und barbarische Invasionen keine Seltenheit waren. Dies ist nur allzu verständlich, wollten sich die Feinde der Spraggon diese günstige Lage des Zwiestreits nicht entgehen lassen und stürmten von allen Seiten auf deren Grenzen ein.


Und so traten nacheinander die Thronfolge an : Spraggonkönig MCXXIII, Spraggonkönig MCXXIV, Spraggonkönig MCXXV, Spraggonkönig MCXXVI, Spraggonkönig MCXXVII, Königin Spraggon MCXXVIII, einzige Tochter des letztgenannten, Spraggonkönig MCXXIX ... in einer unglaublich schnellen Reihenfolge. Man erzählt sich, dass in dieser Zeit sogar die Spraggonkinder Spraggonkönige anstelle von Schafen zum Einschlafen gezählt haben.

Viele Jahre vergingen, und das Spraggongebiet wurde mit der Zeit immer kleiner, da besser organiserte Feinde ein leichtes Spiel hatten.

Spraggonkönig MCXXX war sehr jung, als er gegen seinen Willen den Thron bestieg. Völlig ehrgeizlos wollte er nur seinen Frieden haben. So wurde das exzentrische Kind schnell zum Idol der Nation. Als der Feind vor den Stadttoren steht, scheint die Situation ausweglos. Das ganze Volk versammelt sich, um seinen König zu verteidigen. Von den jüngsten bis zum ältesten Greis drängen sich alle an die Front. Tage- und nächtelang tobt der Krieg, doch trotz der Härte des Kampfes schöpfen die Spraggons neue Hoffnung und geben nicht einmal einen Millimeter ihres Gebietes auf.

Doch dann nutzte der Feind, der unter allen Umständen siegen wollte, eine schreckliche Kriegslist.

Als Spraggon verkleidet drangen mehrere Meuchelmörder ins Gebiet ein, um den König zu töten. Diese Nacht ging als Nacht der "Halt ! Wer ist dort ? Ich bin's ! Ah, gut, wenn du es bist, kannst du passieren !" in die Geschichte ein. Die Verwirrung war groß und der König entkam nur um Haaresbreite, vom Helden Senechal Spraggon MMVII gerettet. Dieser hatte im verworrensten Moment des Brudermordes (schließlich waren die Feinde als Spraggon verkleidet) mitten im Palast die Idee, auf seinen eigenen Kopf eine Krone zu setzen, die derjenigen des Königs glich (also eine große Endivie). Jedem, dem er begegnete, schrie er zu : "Ich bin der König, tötet mich nicht", und floh vor den ihn verfolgenden Feinden. Natürlich musste er sterben, aber seine Tat blieb nicht unbemerkt. Der König handelte sofort, ließ seine Untertanen kommen und befahl ihnen, auf ihr Haupt eine Krone zu setzen, die der seinen glich.


Gesagt, getan, im ganzen Reich gab es nur noch Könige. Die Feinde sahen, wie eine gekrönte Armee an der Frontlinie immer kleiner wurde. Diese Armee war völlig unkontrolliert und schrie Befehle in alle Richtungen, bestand aber nur aus Soldaten, denen ihr neuer Titel zu Kopf gestiegen war...

Denn wenn man die Spraggons besser kennt, hätte man sich denken können, dass die List nicht so funktionieren konnte, wie gedacht.... Schnell vergaßen alle, wer der wahre König war. Der einzig wahre Spraggonkönig MCXXX hütete sich, dies zu enthüllen und verbrachte den Rest seiner Tage glücklich und zufrieden weit entfernt von aller Verantwortung.


Dies ist also die Geschichte der heutigen Gruben-Bosse, einstmals Gruben-Könige genannt, so wie sie mir von Spraggonkönig MMMIII, würdiger Erbe des Spraggonkönig MCXXX, (wie man glauben sollte) erzählt wurde. Ich kann nicht trennen, was an ihr wahr und was Lüge ist, doch trotz meiner Überzeugung und der vielen Kämpfe, die ich gegen diese kleinen, scheuen Viecher führte, kann ich es doch nicht lassen, sie jetzt unter einem anderen Licht zu sehen... Vielleicht ähneln wir uns am Ende doch ein wenig, und ihre Andersartigkeit erscheint mir nun wie eine Stärke. Denn selbst wenn sie wie wir Ehrgeizig sind, so haben sie dennoch nichts dagegen, dies mit mehreren zu teilen.


Carmü von Fruuacht


Und hier die Fortsetzung